Die Süddeutsche Zeitung bringt einen Schuber heraus, in dem sich zehn Bücher befinden.
Okay.
Einen „Soulmate-Schuber“.
Okay.
Das einzige (unfassbar schwammige) Kriterium für die Bücher in diesem Schuber:
Die Protagonisten sind „[l]iterarische Seelenverwandte, denen man gerne wiederbegegnet oder die man immer schon mal kennenlernen wollte“. Okay.

Und nun kommt der Fauxpas:
Alle Autoren UND Protagonisten der von der Sz ausgewählten Bücher sind Männer (und heterosexuell und beinahe ausnahmslos weiß).
Ja, es sind zweifellos großartige Bücher, die einen berechtigten Platz im literarischen Kanon haben. ABER: die „Soulmates“ von mindestens 50% der Bevölkerung dürften ganz anders aussehen.
Klar hab ich auch männliche Identifikationsfiguren. Klar habe ich Lieblingsbücher von männlichen Autoren. (Deshalb mache ich vielleicht auch mal einen tatsächlichen „Soulmate-Schuber“. Aber jetzt bin ich trotzig. Ällebätsch.)
Als Lisa von @lisa_liest und Nicole von @nachtundtag.blog also auf Instagram dazu aufriefen, einen „Autorinnenschuber“ zusammenzustellen, dachte ich daher ehrlich gesagt erstmal: „Jetzt macht aber mal halblang“.
Denn WÄRE es ein Schuber, dessen Anspruch es WÄRE, einen Querschnitt der (literarischen) Männlichkeit in der Gesellschaft im Laufe der Zeit zu zeigen, wäre die Welt für mich völlig in Ordnung gewesen.
Ist es aber nicht. Die Sz schreibt halt von Protagonisten aus „zehn Romanen der Weltliteratur“. Hm. Das reicht mir nicht.

Da bin ich doch motzig geworden. Hier also mein Trotzbeitrag mit meinen Autorinnen und ihren Werken. Es sind elf statt zehn. Ich bin trotzig.
Und hey, manche der Protagonist*innen sind sogar männlich und/oder homosexuell und/oder nicht weiß.
Sogar der Trotzschuber ist diverser als der Schuber der Sz. Ällebätsch.

Ein Hoch auf:
*Astrid Lindgren
*Sibylle Berg
*Karen Köhler
*Hanya Yanagihara
*Nino Haratischwili
*Margarete Stokowski
* Virginia Woolf
*Margaret Atwood
*Simone de Beauvoir
*Sylvia Plath
*Marlen Haushofer

und jede Menge anderen Frauen, deren Bücher mein Leben entscheidend geprägt und begleitet haben und deren Figuren meine Seelenverwandten geworden sind. Die einen mehr, die anderen weniger.

Habt ihr auch literarische Seelenverwandte?