„Warum verschwindet ein Mensch? Wann entschließt er sich dazu? Gibt es einen Moment? Oder ist es eher ein Durchsickern der Erkenntnis ins Bewusstsein? […] Wie plant er das alles? Freut er sich darauf? Und wie genau verschwindet er überhaupt?“

S. 17 f.


Das sind Fragen, die sich der namenlose Ich-Erzähler des Romans stellt, als sein bester Freund Felix auf einer Reise durch Kambodscha spurlos verschwindet. Der Protagonist begibt sich auf die Suche und begegnet verschiedensten Persönlichkeiten. Dabei stellt er sich seiner Beziehung zu Felix und der gemeinsamen Vergangenheit. Inklusive (gut gemachter) Sprungbrettmetaphorik (kein Comimg-of-age ohne! Niemals nicht!) lesen wir in Zeitsprüngen eine Freundschaft und zwei Leben. Gleichzeitig lesen wir von einer ganzen Generation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu suchen, ohne jemals zu finden; Abenteuer in der Ferne zu erleben, die keine sind, während sie vor jenen Prüfungen, die sie wirklich etwas lehren könnten flieht und so krampfhaft Beweise für Erlebtes sammelt, dass das tatsächliche Erleben dabei in den Hintergrund rückt.

Der Autor konnte mich mit seiner Sprache und seinen Charakteren so sehr überzeugen, dass mein letztes Buch 2019 gleichzeitig zu einem meiner Highlights des Jahres wird. Lest dieses Buch! ❤

„Ich dachte: Man sieht sich selbst meistens als ein unfertiges Puzzle. Hunderttausend Teile, das denkbar schwerste Motiv. Große Lücken, so viel noch unsortiert, so viel Arbeit noch zu tun. Aber manchmal, wenn sich nur ein einziges, lange gesuchtes Teil irgendwo einfügt, dann fühlt man sich plötzlich ganz. Dann ergibt sich endlich ein Bild. Und es gefällt. Vielleicht ist die Kunst ja, nicht ständig das noch passende Teil zu suchen. Sondern das Puzzle zu betrachten als das, was es ist: eine Aufgabe von überwältigender Schönheit.“

S. 250.