„An diesem Abend hatte ich das Gefühl, mehr auf Bogis Träume aufpassen zu müssen als auf mich selbst. Und obwohl er ganz anders war als ich, verstand ich alles, was er dachte und sagte, ganz genau. Weil er mein bester Freund war. Aber warum hatten wir uns dann fast verloren, als Bogi krank wurde?“

S. 234.


Motte ist gerade 16 geworden und zum ersten Mal verliebt, während sein bester Freund Bogi wegen eines Non-Hodgkin-Lymphoms im Krankenhaus liegt, an dem er ziemlich sicher sterben wird. In einer namenlosen Stadt irgendwann in den 70er Jahren erzählt Motte von Abschieden, vom Umgang mit Krankheit, vom Erwachsenwerden, vom ersten Drogenrausch und von den ersten Verliebtheiten.

Matthias Brandt hat einen Coming-of-Age Roman geschaffen, der allen Kriterien des Genres gerecht wird, inklusive einem nächtlichen Einbruch ins Schwimmbad und tiefgründigen Gedankengängen auf dem Sprungturm (mal ehrlich: das Symbol des Sprungturms in Coming-of-Age Geschichten wäre mal ein Thema für eine literaturwissenschaftliche Arbeit. Der Sprungturm spielt IN JEDEM dieser Romane eine zentrale Rolle und ist daher meiner Meinung nach schon an sich ein Genrekriterium…).

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, auch wenn mir die Perspektive des männlichen Teenagers in den 70ern aus offensichtlichen Gründen fremd ist. Aber gerade das macht Literatur ja nun mal auch spannend.

Sprachlich schafft es der Autor, die Teeniegedanken authentisch rüber zu bringen und die Protagonisten (allen voran die kiffende Schornsteinfegerin Steffi) sind mir ans Herz gewachsen.


Ein empfehlenswerter Roman für Fans des Genres und jeden Menschen, der in den 70ern aufgewachsen ist.