Als ich den Film zu „In die Wildnis“ gesehen habe und völlig hin und weg war, habe ich meine Follower bei Instagram gefragt, ob das Buch noch besser sei, als der Film. Die Antwort war relativ eindeutig: 73% sagten nein. Ich wollte es trotzdem lesen und so habe ich mich mit der lieben @lesestress zusammen getan.
Wir haben es in Abschnitte eingeteilt, diese jeweils gelesen und dann darüber diskutiert – und am Ende waren wir uns relativ einig, dass der gegenseitige Austausch das Beste daran war.
So begeistert ich nach wie vor von dem Film bin, durch das Buch habe ich mich eher gequält.
Fangen wir vorne an! Für alle, die nicht wissen, worum es geht: Anfang der 90er-Jahre spendete der aus wohlhabenden Hause stammende Chris McCandless seine gesamten Ersparnisse an Oxfam und fuhr einfach los. Sein Ziel: Die Wildnis von Alaska. Nach vielen Umwegen und Erfahrungen als Tramper kommt er dort auch an und lebt einige Monate völlig abgeschieden in einem zurückgelassenen Autobus, bevor er stirbt.
Jon Krakauer macht sich in „In die Wildnis“ auf Spurensuche und rekonstruiert die letzten Lebensjahre von Alexander Supertramp, wie er sich selbst nannte.
Ich wollte ihn so gern mögen. Ich wollte mich so gern mit Chris McCandless identifizieren. Ich wollte mir vorstellen, es wäre mein Abenteuer und mich fragen „was wäre aus meinem Leben geworden, wenn ich all die Träume vom Herumreisen, vom Alleinesein, vom Leben abseits der Gesellschaft wahrgemacht hätte?“.
Leider war nichts davon möglich. Während man im Film die Beweggründe und seine Art versteht, bleibt er im Buch ungreifbar. Seine Art und Weise mit den Menschen, speziell mit seiner Familie umzugehen, war für mich absolut nicht nachvollziehbar; er wirkte auf mich leider dauerhaft nicht, wie ein Mann Anfang 20 auf der Suche nach sich selbst, sondern wie ich mit 15, ein trotziger Teenager, der es einfach nur allen zeigen will, ohne Rücksicht auf Verluste. Er war mir schlicht absolut unsympathisch.
Das allein wäre nicht das Problem. Ich muss nicht jeden mögen. Krakauers Schreibstil hat es allerdings auch sonst schwer gemacht, das Buch gern zu lesen. Er springt ständig in den Zeiten und Orten umher und erschwert es so, zu folgen.
Wann immer ich das Gefühl bekam, endlich in die Geschichte zu finden, wurde sie von einer drei Kapitel langen Episode von Krakauers eigenen Bergsteigerabenteuern oder einer mehrere Kapitel andauernden Lehrstunde über andere Abenteurer unterbrochen.
Ich bin ehrlich traurig und enttäuscht. Was ich erhofft hatte, war eine auf wahren Begebenheiten basierende Abenteuergeschichte und deren Hintergründe. Was ich las, war eine meines Erachtens schlecht strukturierte Reportage.
Die besten Textstellen waren leider die die Kapitel einleitenden Zitate anderer Autoren. Dafür muss ich jetzt Dr. Schiwago lesen.
Hat jemand eine Idee, was ich lesen könnte, um den „Aussteigerroman“ zu bekommen, den ich hier erhofft hatte?
Schreibe einen Kommentar