Morgen erscheint dieses Buch von Katarina Schickling und ich durfte es vorab lesen.

Mit dem Konsumkompass versucht die Autorin uns als Verbrauchern Fragen zur Nachhaltigkeit zu beantworten, die sich beim umweltbewussten Einkauf und Alltag oft stellen.
Lieber die Bio-Gurke in Plastikfolie oder die konventionelle ohne?
Sind Biowegwerfwindeln eine gute Option oder sind waschbare Stoffwindeln trotz Waschmaschine und Trockner ökologischer?
Wie komme ich von A nach B ohne die Umwelt zu belasten?
Was hat es mit Ökostrom auf sich, wie kann ich an Weihnachten einen Baum in meine Wohnung stellen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und sollte ich passierte Tomaten lieber im Glas oder im Verbundkarton kaufen?
Sind Bücher umweltschädlicher als ein E-Book Reader, wie kann ich ohne Chemiekeulen putzen und meine Wäsche waschen?


Die Antworten gibt Schickling mit leichter Sprache, sodass ich durch die Seiten geflogen bin. Sie ist dabei keineswegs das unfehlbare Vorbild mit dem pädagogischen Zeigefinger sondern versucht anzuregen, sich den eigenen Konsum bewusster zu machen, zu hinterfragen und zu überdenken, anstatt rigoros auf alles zu verzichten.


Neu für mich war die Tatsache, dass mein Streamingdienst umweltschädlicher ist, als die Produktion und der Konsum eines Films auf DVD und auch über die erstaunliche Menge Energie, die so ein hin-und-her-schicken von netten Kinderfotos und Bildern vom Abendessen verbrät, musste ich staunen.
Da mich das Umwelt-Thema eigentlich schon seit meiner Kindheit begleitet, wusste ich zwar vieles schon, dennoch konnte ich auch Neues mitnehmen und altes Wissen „reaktivieren“.

Neben diversen Rechtschreibfehlern habe ich dennoch zwei weitere Kritikpunkte, die bei einer Neuauflage überarbeitet werden sollten:
Auf Seite 70 versteht Schickling, dass Fruchtsaft und Milchmixgetränke von einer Einweg-Pfandpflicht ausgenommen sind, denn „was gesund ist, soll im Absatz gefördert werden“. Jetzt wüsste ich bitte gern unbedingt, welches Milchmixgetränk jemals gesund war. Kakao? Müllermilch?

So richtig geärgert habe ich mich dann, als im Kapitel „Sind Veganer die besseren Menschen?“ der Versuch unternommen wird, zu zeigen, dass pflanzliche Milchalternativen keine umweltschonenderen Alternativen wären, indem der Wasserverbrauch für einen Liter MANDELMILCH mit dem von Kuhmilch verglichen wird. Und auch Sojamilch schneide mit 297 Litern Wasser pro erzeugtem Liter neben der Weidemilch (400 Liter) nicht so gut ab.
Nun ja. Es sind immerhin über 100 Liter weniger. Wenn man das auf jeden produzierten Liter hochrechnet, käme da schon einiges zusammen. Aber das ist nicht einmal mein größtes Problem, denn mal abgesehen davon, dass die bei Veganern sehr beliebte Hafermilch unterschlagen wird (ehrlich mal: ich kenne niemanden, der sich Mandelmilch in den Kaffee rührt. Wer soll das bezahlen?), wird hier auf einmal mit keinem Wort erwähnt, wie es mit anderen Umweltfaktoren bei der Milchgewinnung aussieht.
Bezieht man z.B. Treibhausgase, Energie- und Landverbrauch mit ein, gewinnen die pflanzlichen Alternativen ökotechnisch aber sowas von gegen die Tiermilch, dass ich diese „Milchmädchenrechnung“ (konnte ich mir nicht verkneifen. Sorry.) ehrlich gesagt fast frech finde.
Ich sehe es wie die Autorin: Niemand sollte sich mit Verzicht geißeln und mit schlechtem Gewissen quälen, wenn er oder sie mal etwas tut, was einfach nicht die umweltfreundlichste Alternative ist. Ausreden, um den eigenen Konsum vor sich und anderen zu rechtfertigen, halte ich allerdings ebenfalls für keine gute Idee.


So oder so ist mein Fazit: Wer neu ins Thema nachhaltiger Konsum einsteigt, sollte dieses Buch lesen. Auch für „Fortgeschrittene“ hält es jede Menge neue Infos bereit, denn niemand kann alles wissen. Zur Erweiterung und Auffrischung von vorhandenem Wissen, ist es ebenfalls absolut empfehlenswert.