Verena Güntner – Power

„Was ist das eigentlich, ein Nazi?“, fragte Flori plötzlich. Kerze überlegt kurz. „Keine Ahnung. Einer, der Angst hat, dass man ihm was wegnimmt?“

S. 39.

Wenn man mich vor einer Woche gefragt hätte, wie ein Buch wäre, in dem man Juli Zehs „Unterleuten“ und William Goldings „Herr der Fliegen“ miteinander kreuzen würde, hätte ich wohl nur laut gelacht. Dann las ich „Power“ von Verena Güntner.

Die eigensinnige, elfjährige „Kerze“ wird von einer Nachbarin beauftragt, deren verschwundenen Hund Power zu finden. Sie versucht sich dafür möglichst gut in den Hund hineinfühlen, geht in den Wald, beginnt über bellen und knurren zu kommunizieren und während sie zunächst von allen kritisch beäugt und gemieden wird, schließen sich ihr die Kinder des kleinen Dorfs im Schwarzwald nach und nach an, begleiten sie und treffen bald die Entscheidung, im Wald zu bleiben. Das passt den Dorfbewohnern allerdings auch so gar nicht…

Ich war sofort drin, in diesem Buch und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Handlung und die Charaktere sind herrlich absurd und gleichzeitig trotzdem (oder deswegen?) irgendwie glaubwürdig.
Völlig schrullig und verschroben konnte ich ganz viele der Entscheidungen und Handlungen der Protagonist*innen nicht nachvollziehen, allerdings wurde es dadurch gerade interessant.
In Anbetracht der Tatsache, dass in diesem Buch sämtliche Eltern den Draht zu ihren Kindern verloren zu haben scheinen und gefühlt alle Bewohner des Dorfes die emotionale Intelligenz eines Backsteins haben, war mein Identifikationsbedürfnis aber auch irgendwie nicht so groß.


Eine völlig abgedrehte, sprachlich ausgefeilte Geschichte mit Tiefgang, die dabei auch noch außergewöhnlich erzählt ist.
Wer hat es noch gelesen? Wie hat es euch gefallen?

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2 Kommentare

  1. Hallo,

    die Rezension macht richtig Lust auf das Buch, das schrullig und außergewöhnlich klingt! 🙂

    LG,
    Mikka

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