Nachdem ich von der Serie zu Little fires everywhere sehr begeistert war, war klar: ich muss Celeste Ng lesen. Und wo fängt man da an? Natürlich beim Debütroman. Was ich euch nicht erzählte, aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit, hat meine hohen Erwartungen absolut erfüllt.

Als die 16-jährige Lydia im Mai 1977 verschwindet, bricht für ihre Familie eine Welt zusammen. Wenige Tage später taucht ihre Leiche auf und die Polizei geht von einem Suizid aus. Doch warum hätte sich das Vorzeigekind der Familie Lee das Leben nehmen sollen?
Nach und nach trägt die Autorin die Schichten der Eltern, ihrer zwei verbliebenen Kinder und der verstorbenen Lydia ab und seziert die Strukturen einer Familie, in der alle eigentlich nur alles richtig zu machen versuchen – und damit das genaue Gegenteil verursachen…

Sehr genau nimmt Ng in Was ich euch nicht erzählte ihre Protagonist*innen unter die Lupe. Deren Inneres, ihre Psyche, die Ursachen ihres Handelns sind ebenso grandios beobachtet und beschrieben, wie all die Themen, die zwischen den Zeilen mitschwingen, denn in diesem sehr untypischen Familienroman geht es auch um Rassismus, ums Anderssein, um Sexismus, Emanzipation, das Bedürfnis dazuzugehören, um große Träume und mindestens ebenso große Enttäuschungen.

Ein sensationelles Debüt, das von der Tiefe seiner Charaktere lebt.
Ich freue mich darauf, mehr von der Autorin zu lesen.