Hach, was für ein wunderschönes kleines Büchlein das doch ist…
Fuchs 8 von George Saunders hat es mir beim zweiten Lesen gleich noch mehr angetan, als beim ersten Mal. Nebenbei ist die Übersetzung von Frank Heibert, der auch schon Saunders‘ Lincoln im Bardo ins Deutsche gebracht hat, einfach nur virtuos.
Die Erzählung hat gerade einmal etwa 45 Seiten und wird durch einige hübsche Illustrationen von Chelsea Cardinal geschmückt.
Der titelgebende Fuchs 8 wendet sich hier mit einem Brief an die Menschen, denn er will verstehen wie es sein kann, dass sie gleichzeitig so großartig und so grausam sind.


„Menschisch“ hat er gelernt, indem er viele Abende vor dem Fenster eines Hauses zubrachte und zuhörte, wie eine Menschenmama ihren „Jungen“ Gutenachtgeschichten vorlas. Da er nie eine Schule besucht hat, sind seine Rechtschreibung und der Satzbau mitunter etwas gewöhnungsbedürftig. Das eine oder andere Mal musste ich ein Wort mehrmals lesen, um zu verstehen, was gemeint ist, denn er schreibt nach Gehör, wodurch die Sätze dann auch so aussehen können (Achtung, Lieblingsstelle im Buch):

Wenn ir wollt, das oire Geschichten ein Heppi Ent haben, seit einfach mal ein bisschen netter.

Fuchs 8


Das ist süß zu lesen und absolut konsequent, ich habe aber zugegebenermaßen ein wenig gebraucht, um reinzukommen. Durch die geringe Seitenzahl lässt sich das aber dennoch gut handhaben und in einem Rutsch lesen. Und beim zweiten Lesen ist es dann wirklich nur noch charmant und schön. Ich mochte es sehr und halte es für ein wunderbares Geschenk zu jedem Anlass für Viel- und Nichtleser*innen.
Ich hätte nichts dagegen, wenn diese etwas subtilere Moralkeule den beim 398000. mal zitierten doch etwas ausgelutschten Kleinen Prinzen vom Geschenkbuchtisch verdrängen würde und ja, ich weiß, dass ich mir damit jetzt im Zweifel keine Freunde mache. Ich übertreibe an dieser Stelle bewusst minimal.
Lest den Fuchs! Der Fuchs ist klug!