Überrascht es hier eigentlich noch irgendjemanden, wenn ich Herrn von Schirach mal wieder über den grünen Klee lobe?!

Mir egal. Er hat ein neues Buch veröffentlicht, also wurde es umgehend organisiert und in einem Rutsch weggelesen. Gott ist ein Theaterstück, in dem es um eine Debatte um die Sterbehilfe vor dem Ethikrat geht. Ein 78-jähriger Mann hat vor einigen Jahren seine Frau an den Krebs und mit ihr jeglichen Willen zu leben verloren. Er fordert das Recht auf die Möglichkeit, den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen, ohne auf „brutale“ Maßnahmen wie Strick, Schusswaffen oder anderes zurückgreifen zu müssen. Gemeinsam mit seinem Anwalt, einem medizinischen- und einem theologischen- sowie einer Rechtssachverständigen und weiteren Personen werden die Problematiken der Sterbehilfe vor der Kulisse des Ethikrates diskutiert.
Dabei ist die Kernfrage:

Wem gehört unser Leben? […] Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?

S. 117

Da es das zweite Theaterstück aus von Schirachs Feder ist, drängt sich ein Vergleich mit Terror nahezu auf. Wieder wird ein hochgradig verzwicktes philosophisches Problem diskutiert, wieder gelangt das Stück zu keinem richtig oder falsch, denn ein solches Dilemma lässt sich nicht objektiv betrachten. Anders als bei Terror hatte ich hier allerdings keinerlei Probleme, meine persönliche „richtige“ Lösung zu finden.

Der Theatertext wird ergänzt durch drei kurze Essays verschiedener Autor*innen, die die Sterbehilfe weiter erläutern.
Ich weiß nicht, wie oft ich es mittlerweile wiederholt habe, aber LEST SCHIRACH! Seine Texte sind so klug, so differenziert, so aktuell und wichtig! Es ist dabei völlig egal, zu welchem ihr greift, denn sie sind alle genial. Gott stellt in dieser Reihe keine Ausnahme dar; und nebenbei bemerkt:
Wenn ein Buch mit einem Zitat von Albert Camus eingeleitet wird, wie es hier der Fall ist, kann es auch eigentlich einfach nur großartig sein!