Mein Kind liebt kuscheln. Mein Kind liebt Dinosaurier über alles. Die Lieblingsfilme meines Kindes sind Vaiana und die Eiskönigin. Die Vorbilder meines Kindes sind Rosa Parks, Martin Luther King und Papa und Mama. Mein Kind besitzt einen pinken Glitzerhaarreif, Glitzerhaarspangen, drei Röcke, unfassbar viele Dinos und Spielzeugautos. Der Laternenstab meines Kindes war letztes Jahr grün und blau und dieses Jahr pink und lila. Es möchte Paläontologe werden und ist verliebt in seinen besten Freund und seine beste Freundin. Ihr dürft jetzt raten. Ist mein Kind ein Junge oder ein Mädchen?


Okay, ich habe schon häufiger mal von meinem Sohn erzählt und angesichts des Buchtitels ist es wohl naheliegend, dass mein Kind männlich ist und sich auch so identifiziert, aber ich hoffe ihr stimmt mir zu, dass es anhand der von mir gegebenen Beschreibung unmöglich ist, zu bestimmen, von welchem Geschlecht da gesprochen wird, obwohl ich eindeutig männlich bzw. weiblich konnotierte gewählt habe. Aber wenn es gar nicht so ist, dass diese Eigenschaften und Vorlieben einem Geschlecht zugeordnet werden können, warum tun wir das dann immer noch? Warum wird mein fünfjähriger von Gleichaltrigen gefragt, warum sein Laternenstab pink ist und seine Antwort ist eiskalt „warum nicht?“? Dass er mir davon erzählt zeigt aber doch, dass es ihn bei aller coolness dennoch beschäftigt. Wie kommen Kindergartenkinder auf die Idee, eine Farbe wäre nur für ein Geschlecht in Ordnung? Wieso erziehen wir unseren Söhnen Verhaltensweisen ab, die eigentlich allgemein für wünschenswert gehalten werden, nur weil sie nicht auch als „männlich“ gelten?


Was das mit unseren Jungs, unseren Männern und unserer Gesellschaft macht und warum das für jede*n einzelne*n von uns problematisch ist, berichtet sehr eindrücklich Nils Pickert in seinem Buch Prinzessinnenjungs. Ich gebe zu, es ist nicht nur der beste sondern auch der einzige Erziehungsratgeber, den ich gelesen habe, weil ich da bisher eher so keinen Bedarf hatte, aber hier war das anders. Ich habe mich in letzter Zeit vermehrt mit meinen männlichen Freunden über deren Erfahrungen unterhalten, wie es ist, „zum Mann“ erzogen zu werden.

Spätestens seitdem ist mir klar, dass es Feminismus nicht nur braucht, um die Lebenssituation von Frauen zu verbessern, sondern dass um Himmels Willen auch Männer unter dem Patriarchat leiden – was dazu führt, dass Frauen mehr leiden und immer so fort.
Seid ihr Eltern von als männlich gelesenen Kindern egal welchen Alters? Dann lest dieses Buch! Seid ihr Erzieher*innen oder Lehrer*innen? Dann lest dieses Buch!
Damit es irgendwann normal ist, ein Prinzessinnenjunge zu sein!