Denn während viele Deutsche mit Begriffen wie Übergriffigkeit oder Respekt wenig anfangen können, ist Sachbeschädigung ein Schlagwort, das einige Glocken zum Läuten bringt. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass brennende Geflüchtetenunterkünfte die Mehrheitsgesellschaft kalt lassen, aber brennende Autos Solidaritätsbekundungen und Panik auslösen.

S. 81

Wow! Was für ein unfassbar wichtiges Buch!
In Eure Heimat ist unser Albtraum versammeln die Herausgeber:innen Fatma Aydemir @fatmaaydemir und Hengameh Yaghoobifarah @habibitus Essays aus den Federn von Autor:innen, die als Nichtdeutsche gelesen werden.
Sie beleuchten das Aufwachsen und Leben in Deutschland aus der Perspektive derer, die, selbst wenn sie hier geboren wurden, als „die anderen“ stigmatisiert sind.


Wie ist es, als Nichtweiße in die Schule zu gehen, als Mensch mit nichtdeutsch klingendem Namen zu arbeiten, als türkischstämmige Doktorin und Rapperin jedweden Klischees zu trotzen, oder als jüdische, queere Person gleich mehrfach marginalisiert zu sein? Wieso gibt es „gute“ und „schlechte“ Bilingualität und ist Horst Seehofers „Heimatministerium“ eigentlich auch für Muslime zuständig, die in dritter Generation hier leben, wenn er selbst explizit betont, der Islam gehöre nicht zu Deutschland? Wie definieren wir eigentlich Heimat und wen schließen wir durch unsere Begriffsdefinition aus? Wie sicher fühlt man sich nach dem NSU-Skandal eigentlich noch, wenn man täglich mit Rassismus konfrontiert ist? Eines der wichtigsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Lest das! Alle!

Ich glaube nicht an Heimat. Ich glaube an Heimaten. Das können besondere Orte sein, denen wir uns ewig verbunden fühlen, egal, wie weit wir weg sind, und egal, wie lange wir schon nicht mehr dort waren. Doch meistens sind es Menschen, die uns vertraut sind und denen wir vertrauen. Zu Hause ist, wo ihr seid.

S. 194