Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ein Franka-Frei-Fangirl bin? Falls nicht:
Ich bin ein Franka-Frei-Fangirl.

Schon ihr Sachbuch „Periode ist politisch“ hat mein Leben wahnsinnig bereichert und mir so viel beigebracht. Nun ist ihr erster Roman erschienen. In „Krötensex“ erzählt Franka von Frieda (was ich obviously schon total liebe) und ihren frühen 20ern. Frieda studiert zunächst in Mittelsachsen und lebt im weiteren Verlauf der Geschichte in Berlin. Wir begleiten sie bei Saufexzessen, Graserlebnissen, mal mehr, mal weniger peinlichen Dates und durch diese Jahre, in denen wir wahrscheinlich alle irgendwie dachten gleichzeitig zu viel und nie genug zu sein und in denen man sich irgendwie immer Fehl am Platz fühlte…

Ich lache in der Regel nicht, während ich Bücher lese. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich quasi nie „lustige“ Bücher lese, weil ich „lustige“ Bücher oft einfach nur doof, nicht aber lustig finde.
Franka Frei hat mich lauthals lachen lassen – mit Bauchschmerzen und Tränenkullern.

Ja, im ersten Teil werden Ostdeutsche und ihr Dialekt ordentlich durch den Kakao gezogen – aber immer auf eine liebevolle Weise. Sie sind nicht alle rechts – im Gegenteil – und bestätigen definitiv nicht alle Klischees. Mein Dömas hier zu Hause kommt aus Thüringen und auch er musste schmunzeln, wenn ich ihm Passagen vorlas. Niemals tritt die Autorin nach unten oder zeichnet die Ossis respektlos. Stattdessen muss die Protagonistin Frieda erkennen, dass auch sie nicht frei ist von Vorurteilen, und lernt, sich von ihnen zu lösen.

Der zweite Teil, der wesentlich ernster daherkommt, verwebt auf kluge Weise die klassische Coming-of-age-Geschichte mit tagesaktuellen feministischen Diskursen und politischen und gesellschaftlichen Themen.
Nicht nur Frieda, auch die anderen Charaktere des Romans hat die Autorin glaubwürdig und liebevoll gezeichnet und ich würde mit ihnen allen schrecklich gern ein 1€-Bier im Studiclub kippen.
Liebe Franka, bitte gib mir eine Dömas-Zugabe! Ich bin verliebt!

Lest das! Es ist ein aktueller, leichter, witziger und dabei niemals platter Roman über das Erwachsenwerden und Auf-sich-selbst-Achtgeben!

Aber plötzlich fühlte ich mich leicht wie Engelshaar und zart wie ein Dekoei.

S. 21.

Komischerweise beleidigte mich sein Kommentar nicht. Ich verstand ihn sogar als Flirt. Wahrscheinlich hatte mir Hollywood ins Hirn geschissen.

S. 266.

Mein Leben wirkte wie ein Film, den ich nur halbherzig schaute und bei dem ich die Hälfte der Handlung verpasste.

S. 357.

Wie gerne hätte ich in einer Zeit gelebt, in der man sich noch von Tekefonzellen aus anrief, um zu fragen, ob man sich irgendwann in den nächsten drei Stunden unter der Statue am Karl-Marx-Platz treffen sollte, um Kassetten auszutauschen. Leider war meine Realität eine andere.

S. 409.