Genau das wollte ich – Gefühle wie vorbeiziehende Scheinwerfer, die etwas vage Bekanntes einen Augenblick lang beleuchteten, bevor sie wieder vergingen und mich im Dunkeln zurückließen.

S. 184.

Mein letztes Buch im Mai war „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ der amerikanischen Autorin Otessa Moshfegh.

Eine Frau entscheidet sich, zu schlafen und schluckt große Mengen Schlafmittel, um nichts mehr von der Welt mitzubekommen.
Klingt jetzt erstmal nicht nach dem Stoff aus dem Romane sind.
Wie die Ich-Erzählerin dieses Buches uns als Leser*innen an ihrem Projekt teilhaben lässt, ist aber durchaus unterhaltsam. Insbesondere ab dem Moment, in dem sie bemerkt, dass sie zwar schläft, ihr Körper aber nicht seelenruhig im Bett liegen bleibt, sondern sich erstaunlich aktiv durch das New Yorker Nachtleben zu bewegen scheint.
Die Bandbreite des Textes reicht dabei von komischen ja slapstickhaften Elementen bis hin zu wirklich beklemmenden Momenten und traurigen Reflexionen der Erzählerin.

Natürlich ist es nicht unbedingt realistisch, dass eine mitunter etwas abgedreht wirkende Therapeutin ihrer Klientin unhinterfragt derartige Mengen starker Medikamente verschreibt, die es selbiger erlauben, tagelang ohne Bewusstsein zu verbringen – aber es ist eben auch nicht unmöglich. Mir persönlich erschienen die Figuren allesamt zu klischeehaft und zu einseitig. Alle sind irgendwie unglücklich, haben Suchtprobleme und sabotieren sich ununterbrochen selbst. Das war mir leider etwas zu platt.
Gut unterhalten hat mich das Buch dennoch, auch wenn ich die Erzählerin und ihre „Freundin“ Reva eigentlich ununterbrochen heftig schütteln wollte. Manchmal konnte ich sie aber auch einfach sehr, sehr gut verstehen…
Versöhnt hat mich das Ende. Ich denke ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass die Protagonistin fünf Seiten vor Ende des Buches zumindest mal auf die Idee kommt, dass sie ihr Leben auch aktiv mitgestalten könnte, statt es einfach nur passiv geschehen zu lassen.

Wer von euch hat es auch gelesen? Wie hat es euch gefallen?

Danke an das @bloggerpportal für das Rezensionsexemplar.