Entweder hört man auf die Stimme all der anderen Wesen, die mit uns den Planeten bewohnen, oder man führt Krieg gegen das Leben auf der Erde

S. 106.

Ailton Krenak ist indigener Brasilianer und lebt im seinem Volk angestammten Gebiet, wo er sich für den Erhalt der Urwälder Brasiliens und gegen die systematische Vertreibung der indigenen Völker einsetzt.

Sein Buch „Ideen um das Ende der Welt zu vertagen“ (aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt von Michael Kegler) enthält acht Essays, die sich vor allem mit Kapitalismus- und Konsumkritik beschäftigen und Leser*innen Möglichkeiten aufzeigen, mit Krisen umzugehen. Er setzt unserer westlichen, kolonialistischen Denkweise die indigenen Philosophien seines Stammes entgegen, appelliert an unsere natürlichen Instinkte und fordert eine Rückbesinnung auf die Natur.

Die Texte lasen sich flüssig und grundsätzlich stimme ich dem Autor in seinen zentralen Aussagen selbstverständlich zu, allerdings machte sich beim Lesen auch der enorme Unterschied in unserem kulturellen Hintergrund bemerkbar. Unsere Weltbilder sind unterschiedlich und das meine ich wertungsfrei. Ich fand es super interessant, Einblicke in diese, mir völlig fremde Kultur zu bekommen.

Der Autor lebt in einem Krisengebiet, das von Geldgier und Kapitalismus nach und nach zerfressen wird. Er und sein Volk haben sich dazu entschlossen, nicht zu weichen, „in der Katastrophe zu bleiben“.

[U]ns braucht man hier nicht herauszuholen, wir gehen durch diese Wüste, müssen durch sie hindurch. Oder willst du jedes Mal wegrennen, wenn du eine Wüste siehst? Wenn sich eine Wüste vor dir auftut, überquere sie.

S. 138.

Mir manchmal ein bisschen ZU esoterisch, ein bisschen ZU viel Pathos, aber alles in allem ein Buch, das sich schön in einem Rutsch weglesen ließ und in jedem Fall zum Nachdenken anregt.