Nennt mich Bathesba.

S. 7

Patrick Ness, Autor von „Sieben Minuten nach Mitternacht“, hat mit „Und der Ozean war unser Himmel“ seinen neuen Roman vorgelegt. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bettina Abarbanell, wird es durch die Illustrationen von Rovina Cai zu einer echten Augenweide.

Bathesba ist ein Wal und der dritte Lehrling auf dem Schiff von Kapitänin Alexandra. Sie befindet sich mit der Mannschaft auf der Jagd; denn die Welt ist im Krieg.
Wale kämpfen gegen Menschen, Menschen kämpfen gegen Wale. Für Bathesba und die anderen Wale ist der Wasserspiegel der Abgrund, denn hinter ihm lauert der Feind. Neben den Menschen fürchten sie vor allem den Teufel Toby Wick.
Wie die anderen Wale ist Bathesba davon überzeugt, auf der richtigen Seite zu kämpfen. Sie glaubt fest daran, dass das was sie tut, richtig ist, dass die, die sie tötet, es nicht anders verdienen.
Als sie eines Tages ein Schiffswrack der Menschen entdecken, in dem sie einen Überlebenden finden, ist es Bathesbas Aufgabe, alles in Erfahrung zu bringen, was dieser über Toby Wick weiß.

Doch die Wahrheit hinter dem Mythos ist: Alle Menschen sind Toby Wick. Denn wer braucht den Teufel, wenn es Menschen gibt?

S. 59.

Oder ist die Welt, ist das Leben doch nicht so Schwarz-Weiß, wie Bathesba immer glaubte?

Hermann Mellvilles „Moby Dick“ wird hier „buchstäblich auf den Kopf gestellt“. Ness hinterfragt so „aufrüttelnd den Wert von Macht und Loyalität, und warum wir aus anderen Monster machen“ (Klappentext).

Die Sprache ist etwas ganz besonderes, denn auch sie orientiert sich an Mellville und ist vielleicht nicht zeitgemäß, aber wunderschön.
Die Illustrationen sind so bezaubernd wie düster.
Sowohl Sprache als auch Bilder sind jedoch sehr bildhaft und mitunter blutig. So schön und kindgerecht die Gestaltung des Buches auf den ersten Blick auch wirken mag: unter 12 würde ich es auf keinen Fall empfehlen. Es handelt sich, auch aufgrund der Thematik und der intertextuellen Bezüge, eindeutig um ein als Kinderbuch „getarntes“ Buch für Erwachsene.

Ich habe es sehr gern gelesen und hatte besondere Freude an den Moby-Dick-Referenzen, den fantastischen Ideen und dem Unterwassersetting.