Ob ich ein Problem mit True Crime habe und mir ungefähr jeden Podcast zum Thema reinziehe, ständig irgendwelche Dokus gucke, Serienmörder*innen namentlich kenne und weiß, wann wo welches Verbrechen begangen wurde? Ja.
Ob mein näheres Umfeld das manchmal verstört? Wahrscheinlich.

Einer der ersten deutschsprachigen Podcasts aus dem Genre war „Verbrechen von nebenan“. Der Initiator Philipp Fleiter hat jetzt sein erstes Buch geschrieben und auch wenn bei mir die Mädels von @mordlustderpodcast auf Platz 1 der Lieblingspodcasts stehen, musste ich diesen Titel trotzdem unbedingt lesen.
Ich wurde nicht enttäuscht.

Insgesamt 15 Fälle aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beschreibt Fleiter in seinem Buch. Zehn davon, ohne sie bis jetzt in seinem Podcast besprochen zu haben. Von Mord über Bankraub bis Betrug ist alles dabei. Ergänzt werden die Texte durch Interviews mit einer Strafverteidigerin, einem Rechtsmediziner, einem Kriminalhauptkommissar, der Kriminalpsychologin Lydia Benecke und einer forensischen Psychiaterin.
Ich muss sagen, dass ich alle Fälle schon kannte, aber die Aufarbeitung durch den Autor dennoch als spannend und bereichernd empfunden habe. Meine Erinnerungen wurden aufgefrischt und einige zusätzliche Fakten konnte ich auch mitnehmen.
Einzig das Lektorat sollte in einer neuen Auflage nochmal überarbeitet werden, denn mir sind beim Lesen diverse Rechtschreibfehler, Wiederholungen und Grammatikfehler ins Auge gefallen. Ich weiß, dass ich da pingelig bin, aber über einen „Gabelstapelfahrer“ (S. 171) stolper ich einfach.
Dass der interviewte Cop auf S. 189 die Ansicht vertritt, wir hätten in Deutschland kein strukturelles Problem mit Polizeigewalt und diese Aussage ohne Einordnung so stehen bleibt, hat mich nicht überrascht, aber eben trotzdem ein bisschen geärgert.

Das war’s dann aber auch mit Gemecker, denn Philipp Fleiter hat spannende Kriminalfälle objektiv und interessant aufgearbeitet, die juristischen Hintergründe recherchiert und zusammengefasst. Damit hat er mich hervorragend und informativ unterhalten.