Teil 2 meiner unbesinnlichen True-Crime-Woche widmet sich einem weiteren Buch, das verschiedene Kriminalfälle detaillierter beleuchtet.

Christine Brand ist Gerichtsreporterin und Autorin. Vielen von euch ist sie vielleicht durch die Krimireihe um das Ermittlerduo Milla Nova und Sandro Bandini bekannt, die sie geschrieben hat. In „Wahre Verbrechen“ erzählt sie aber keine erfundenen Geschichten, sondern die sechs dramatischsten Fälle, die sie in ihrer Laufbahn als Reporterin vor Gericht begleitet hat. Ihnen allen gemeinsam ist die Tatsache, dass es sich bei den Tätern nicht um mehrfach vorbestrafte Außenseiter oder Einzelgänger handelt, die sich auffällig und merkwürdig verhalten. Es sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die hier zu Tätern, zu Mördern werden. Es ist der nette Nachbar, der nur wenige Häuser weiter wohnt, der Kollege, mit dem man sich die Schichten teilt, der Ehepartner, das Paar von nebenan, mit den beiden netten Kindern, das immer so freundlich grüßt, der Freund, der Lehrer. Es sind Menschen wie du und ich.

Die Fälle, die Christine Brand ausgewählt hat, waren für mich aus unterschiedlichen Gründen spannend zu lesen. Manche kannte ich noch nicht, in manchen gab es neue Erkenntnisse, von denen ich bisher nichts wusste, wieder andere stechen besonders durch die eigenwillige Arbeit der Ermittler*innen hervor.
Alle sind fesselnd beschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, musste aber gleichzeitig nach jedem Fall eine kurze Pause machen, um sacken zu lassen, was ich da gerade erfahren habe. Die Fälle sind grausam und reißen Löcher in jede heile Welt.

Ein Mini-Kritikpunkt sind für mich die hier und da eingestreuten, subjektiven Randbemerkungen, die vor allem im jeweiligen Fazit ins Auge fallen. Brand schreibt als Beobachterin in der Ich-Perspektive, was sich durch ihre Position als Reporterin erklären lässt, über die ich aber ab und an etwas stolperte. Auch war der Fakt, dass ein Gericht zwar Recht sprechen, jedoch nicht die Gerechtigkeit wieder herstellen kann, etwas oft wiederholt. Genug gemeckert. Wer sich für True-Crime interessiert, dem sei das Buch von Christine Brand wärmstens empfohlen!