Und ich schreibe dieses Buch auch, weil ich diese Vorstellung im Kopf habe, von einem Gespräch mit meiner erwachsenen Enkeltochter. Wie ich ihr in 50 Jahren erzähle, wie es in den Zwanzigerjahren so war, als Frau in Deutschland. […] Ich möchte genau in diesem Moment ihre Hand nehmen, nicken und dieses wohlig-warme Gefühl spüren, das sich in mir ausbreitet, weil ich wissen werde, dass sie nur deswegen so fassungslos ist, weil ihre Realität längst eine andere ist. Weil wir es geschafft haben. Weil wir es tatsächlich geschafft haben, Parität herzustellen.

S. 14 f.

Vorweg: in der Tasse auf dem Bild ist Beruhigungstee. Ich würde euch dringend raten, beim Lesen dieses Buches welchen zur Hand zu haben. Aber nur beim Lesen. Danach bitte unbedingt weiter wütend sein, Banden bilden, Patriarchat anzünden!

Die unglaublich kluge Alexandra Zykunov @alexandra___z war am 09.03. anlässlich des feministischen Kampftages zu einer Lesung in „meiner“ Bibliothek. Wer lag mit Corona zu Hause? Yes, it was me. Wer hat großartige Kolleg*innen, die nicht nur eine WhatsApp Live-Schalte ermöglicht, sondern auch ein für mich signiertes Exemplar von Alex‘ Buch organisiert haben? Das bin dann wohl ebenfalls ich. 🥲

In Wir sind doch alle längst gleichberechtigt, das ich bereits vor der Lesung aufgesaugt habe, nimmt Zykunov 25 Bullshitsätze auseinander und erklärt, wie gemein es ist, dass das Patriarchat ständig so tut, als würde es gar nicht mehr existieren, wieso Frauen auch heute noch an allen Ecken und Enden benachteiligt werden, was das Ganze mit Care-Arbeit zu tun hat (ALLES!), warum Patriarchat und Kapitalismus ganz scharf aufeinander sind und wie sie es schaffen, Müttern ununterbrochen das Gefühl zu geben, egal was sie tun, unzureichend zu sein. Mir kommt allein jetzt beim Schreiben schon wieder die Galle hoch, weil ich an all die Scheiße denke, die ich mir bereits anhören durfte, weil ich es zum Beispiel tatsächlich wage alleine auf ein Festival zu fahren („Ja aber, wo ist denn dann das Kind?“) oder weil der Vater meines Kindes es wahrhaftig geschafft hat, Windeln zu wechseln (Applaus von allen Seiten und überhaupt, wie toll er im Haushalt“hilft“).

Ich sag’s, wie’s ist: Ich habe die Schnauze unfassbar voll. Ich bin es leid, mir dauernd anzuhören, wie viel Glück ich mit meinem Mann habe. Ja verdammt, habe ich und ich weiß das und ich geb den auch nicht mehr her. Aber ich kann mich nur so semi drüber freuen, weil das System mir als Mutter trotzdem überall Steine in den Weg legt und weil ich verdammt nochmal erwarte, dass Männer wie meiner der fucking Maßstab sind. Die Väter, die sich benehmen wie eine offene Hose sollten dafür kritisiert werden, anstatt andere dafür abzufeiern, dass sie das absolute Minimum der Care-Arbeit erledigen oder, wie in unserem Fall, nur noch ungläubig und sprachlos den Kopf zu schütteln, wenn das übernommen wird, was selbstverständlich sein sollte: Die Hälfte der Care-Arbeit!


Jetzt habe ich mich richtig schön in Rage geredet und kaum das Buch rezensiert. Ich brauche aber eigentlich eh nicht viel mehr dazu zu sagen, als: Das, meine lieben Follower*innen ist absolute Pflichtlektüre! Bitte lest das. Alle! Ist mir wumpe, ob ihr Eltern seid oder werden möchtet, denn unbezahlte Care-Arbeit ist ein feministisches Thema, das uns alle angeht!

Und so möchte ich an dieser Stelle unbedingt einen allerletzten Gedanken loswerden: Umgebt euch mit Frauen, die so ticken wie ihr. Die verstanden haben, dass das System sie absichtlich behindert. Umgebt euch mit diesen Frauen, und bildet Banden mit ihnen.

S. 176.