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Wut ist die stärkste natürliche Waffe der Menschheit […] Sie kommt zustande, wenn uns Unrecht getan wird. Und genau deshalb existiert über alle Kulturen hinweg diese tiefe Angst vor weiblicher Wut. Denn eine Frau, die keine Wut empfindet, wird nicht zur Gefahr.

S. 165.

Hellea und ihre Freund*innen haben gerade das Abitur abgeschlossen. Nun wollen sie gemeinsam vier Wochen lang durch Schweden reisen. Neben einem Städtetrip nach Stockholm stehen auch Wanderungen durch Schwedens urtümliche Wälder an. Doch Hell, wie Hellea genannt wird, wird von starken Anfällen übermannt, die sie zunächst für Fieber hält. Erst als sie nach einem weiteren Anfall an einem Grab im ehemaligen Wikingerdorf Birka der mysteriösen Astryd begegnet, die sie zu einer Frauengruppe in den Wäldern schickt, versteht Hell: Das “Fieber” ist eine uralte weibliche Kraft und es ist an ihr, ihre Wut und ihre Stärke einzusetzen, um die Welt zu verändern…

Wut ist unbequem. Aber wer lernt, mit ihr umzugehen, den befreit sie. Viele Frauen mögen ihre Wut nicht, erkennen sie noch nicht einmal, weil uns von Geburt an beigebracht wird, sie zu unterdrücken. Sie wird uns abgesprochen, indem man uns hysterisch nennt, gestört, empfindlich, verrückt.

S. 201.

Lina Frisch hat mit We will give you Hell einen spannenden, feministischen und queeren Fantasyroman für Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben. Das Setting, die Hoffnung auf Elemente aus der nordischen Mythologie und der feministische Anspruch haben mich neugierig gemacht. Für meinen Geschmack kamen die Anleihen aus dem Götterpantheon des alten Nordens jedoch etwas zu kurz. Auch dass Tyr, der nicht nur Kriegsgott sondern vor allem auch Gott der Gerechtigkeit ist, als Frauenhasser herhalten musste, fand ich persönlich ein wenig schade. Da ich ja aber, was die skandinavische Sagenwelt angeht, auch einfach arg pedantisch bin, sollte das auf keinen Fall ein Ausschlusskriterium für andere interessierte Leser*innen sein.

Der Fantasyaneil ist absolut überschaubar, weswegen sich der Roman auch für Menschen eignet, die damit sonst nicht so viel anfangen können. Hell ist eine interessante Protagonistin und auch die Nebenfiguren bekommen durch Ecken und Kanten Farbe und Tiefe. Die Prämissen des Romans und die Einbindung gesellschaftskritischer Themen in das Fantasy-Setting ist der Autorin durch und durch gelungen, die Sprache ist flüssig und die Dialoge authentisch, sodass ich, trotz ein paar kleinerer Logikfehler, minimaler Augenroller wegen Kitsch und nicht nachvollziehbarer Handlungen der Charaktere (aber ja mei, sie sind halt Teenager…) unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen möchte.

Meine Kritik lässt sich sehr sicher darauf zurückführen, dass ich nicht die angesprochene Zielgruppe bin, denn ich fürchte fast, ich gehe nicht mehr als junge Erwachsene in der Selbstfindungsphase durch… Wenn euch die Story anspricht, macht euch in jedem Falle selbst ein Bild – Es lohnt sich. Das Ende lässt zudem eine Fortsetzung vemuten.
Danke an @droemerknaur für das Rezensionsexemplar.