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Ich durfte, anlässlich des gerade bei @pandorafilmverleih erschienenen, auf dem Buch basierenden Films, endlich Daniela Kriens Debüt „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ (@diogenesverlag) lesen. Und das sind meine Eindrücke:

Vier ganze Tage bleibe ich bei ihm. Anfangs muss ich immer wieder weinen. Der Umschwung vom Sterbenwollen hin zum Glücklichsein erschöpft mich unsagbar.

S. 184.

Ein kleiner Ort in Thüringen im Jahr 1990. Die 17-jährige Maria lebt mit ihrem Freund und dessen Familie auf einem Bauernhof. Während das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen ist, verschwindet, „verliebt“ sie sich in einen Mann, der mehr als doppelt so alt ist wie sie selbst. Während Maria versucht auszuloten, wo ihr Platz in der Welt ist, welche Wege sie gehen kann und möchte, wird aus der Teenagerin fast unbemerkt eine Erwachsene und heimliche Geliebte. Die „Liebe“ zwischen Maria und dem knapp 40 Jahre alten, im Dorf als Trinker und Eigenbrödler verrufenen Henner ist ebenso groß, wie die Leidenschaft, die sie zueinander hinzieht, aber auch die Probleme, die sich für beide daraus ergeben. Die ausweglose Situation steuert auf ein fatales Ende zu, das Maria vor vollendete Tatsachen stellt…

Die Sprache und Erzählweise, die ich bereits in den Folgeromanen so mochte, ist schon hier, in Kriens Erstlingswerk ausgereift und präzise. Die Figuren, die sie erschafft, sind facettenreich und tief, ihre Gedanken und Gefühle lebensnah und authentisch. So zart und leise die zwischenmenschlichen Töne bei ihr klingen, so brutal und rau beschreibt sie die Beziehung zwischen Maria und Henner, die auf dem Klappentext zwar als „Liebe“ bezeichnet wird, mich in ihrem Machtgefälle und durch ihre Grenzüberschreitungen jedoch immer wieder erschreckt und abgestoßen, gleichzeitig aber fasziniert hat – so muss es Maria mit ihrem Henner ergangen sein. Aufgrund des Klappentextes hatte ich allerdings etwas ganz Anderes erwartet.

Die Bezeichnung dieser Konstellation als „Liebesbeziehung“ zementiert meiner Meinung nach kollektive, gesellschaftliche Glaubenssätze wie „Liebe tut nun mal weh“ und verharmlost die Tatsache, dass hier sexuelle Handlungen dargestellt werden, bei denen von Consent keine Rede sein kann.

Der Text ist großartig geschrieben, ihm ist auch elf Jahre nach Erscheinen handwerklich nichts vorzuwerfen, den Klappentext finde ich aus heutiger Perspektive jedoch äußerst problematisch. Es wäre wünschenswert, dass er überarbeitet oder das Buch gar mit einem Nachwort versehen wird, um die geschilderten Handlungen einzuordnen.

Ich würde mich unheimlich gern mit anderen Leser*innen darüber austauschen, wie sie die zerstörerische Wucht, mit der Maria und Henner aufeinander prallen, wahrgenommen haben. Trotz meiner Kritikpunkte bin ich wahnsinnig gespannt darauf, wie Kriens literarische Kniffe filmisch umgesetzt wurden. Erste Bilder und Sequenzen lassen auf Großes hoffen…


Habt ihr das Buch gelesen, den Film schon gesehen oder gar beides? Wie ist es euch jeweils damit ergangen und was waren eure Gedanken dazu?