Manchmal merke ich, dass mein Kind mein Kind ist. Wenn es zum Beispiel um Frustrationstoleranz geht, schlägt er ganz nach mir, denn wir beide besitzen sowas nicht.
Es hat lange gedauert, bis ich angefangen habe, Dinge zu üben, statt aufzugeben und zu erkennen, dass es nicht darum geht, etwas perfekt zu machen, sondern darum, es überhaupt zu machen. Der Kurze gibt leider eher auf, als es nochmal zu versuchen und wie mir fehlt es leider auch ihm an Ehrgeiz.

Ich wollte ihm so gern das Gefühl geben, dass es okay ist zu scheitern, dass das sogar sein muss, dass man am Scheitern wächst und daraus viel mehr lernt – und wie gerufen fiel mir beim Stöbern in der Lieblingsbuchhandlung dieses wunderschöne Bilderbuch in die Hand.

In Versuchen erzählt Kobi Yamada die Geschichte eines Jungen, der nicht daran glaubt, dass er jemals so wunderbare Skulpturen formen könnte, wie der alte Mann, dem er begegnet. Dieser aber motiviert ihn und zeigt ihm, dass auch er immer wieder scheitern musste, um die Kunst der Bildhauerei so gut zu erlernen. Seine „Fehler“ sind für ihn über die Jahre zu Freunden geworden und haben einen besonderen Platz in seinem Leben. Der Junge verinnerlicht die Lehren des alten Mannes und gibt sie am Ende wiederum weiter – an die nächste Bildhauer*innen-Generation…

Die wunderschönen Illustrationen von Elise Hurst machen das Bilderbuch zu einem Meisterwerk, das mir beim Lesen jedes Mal aufs Neue die Tränchen in die Augen treibt und auch wenn es in der Tat vielleicht ein klein wenig ZU rührselig ist, trifft es mich doch immer mitten ins Herz.
Eine ehrliche und tiefgründige, dabei fantastische und leicht verständliche Geschichte für große und kleine Menschen, die zeigt, wie wundervoll es ist, für eine Sache zu brennen – auch, wenn man sie (noch) nicht perfekt beherrscht.