TW: Sucht, sexualisierte Gewalt

Elise ist wohl das, was man im Allgemeinen als privilegiert bezeichnen würde. Sie wächst in Oslo auf, ihre Eltern sind, auch wenn sie sich nicht leidenschaftlich zu lieben scheinen, beide Teil ihres Lebens, miteinander verheiratet und kümmern sich gemeinsam um die Tochter. Elise hat ein Talent fürs Singen und die Musik. So legen beide Eltern großen Wert darauf, dass sie viel übt und auftritt denn ihrem Kind scheint eine große Karriere zu winken.
Wohlbehütet und priveligiert hin oder her: Elise bekommt das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Diese versucht sie sich zunächst durch exzessives Hungern zurückzuerobern – und entwickelt prompt eine schwere Essstörung. Als Joakim in ihr Leben tritt und sie mit ihm zum ersten mal Heroin raucht, gerät sie unaufhaltsam und immer tiefer in einen Strudel aus Abhängigkeit, Sucht und toxischen Beziehungsmechanismen…

Heroin gibt Elise genau das, was sie sich immer gewünscht hat: ein Gefühl von Leere und Gleichgültigkeit. Der Preis, den sie dafür bezahlen muss, wird jedoch zunehmend höher.

Maria Kjos Fonns Roman Heroin Chic, aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs, erfindet sicherlich das Rad nicht neu. Wahrscheinlich haben wir alle Wir Kinder vom Bahnhof Zoo und diverse andere Romane über Sucht gelesen. Dennoch hat Heroin Chic es geschafft, mich in den Bann zu ziehen und mich trotz tiefer Leseflaute bei der Stange gehalten. Kjoss Fonn gelingt es hervorragend, die Mechanismen von Sucht, den Sog des Rausches und die Brutalität des Entzugs zu beschreiben. Tief berührt und zugleich verstört haben mich die Reaktionen und Handlungen von Elises Eltern und die Überlegungen, was Sucht mit Familie macht. Und auch, wenn ich im Prinzip keine Handlung innerhalb des Romans nachvollziehen konnte, so erschien mir alles was passierte, traurigerweise irrsinnig real. Denn das ist es. Überall auf der Welt.

Wenn euch das Thema interessiert und/oder ihr gern düstere Romane über die bittersten und dunkelsten Ecken des Lebens lest, dann ist „Heroin Chic“ genau das Richtige für euch.
Vielen Dank an @culturbooks für das Rezensionsexemplar.