Künstler sind Handelsvertreter für Träume.

S. 90.

Wenn @r_trebels das Cover macht und meine Mama @gabymonjau das Lektorat, ist ja wohl klar, dass ich das Buch lesen muss!
Wie schön, dass Edition Tiamat mir ein Rezensionsexemplar von Einzllkinds neustem Roman „Minsky“ hat zukommen lassen.
Harold fand ich super, Gretchen hab ich geliebt. Nun also Minsky.

Wir befinden uns im Jahr 2048. Der Erzähler dieses Buches ist Minsky, ein „Gefährte“ und die erste künstliche Intelligenz mit Bewusstsein. Der Mensch ist ein Auslaufmodell, denn die Zukunft ist intelligent. Aber vorher erzählt Minsky uns von Pax und Magnus, zwei Menschen, die aus verschiedenen Gründen am Aufstieg der Maschinen teilhaben und deren Leben nicht unterschiedlicher hätten sein können. Dabei zieht die Erzählstimme alles, aber auch wirklich alles durch den Kakao, was durch den Kakao gezogen werden kann: jede Religion bekommt ihr Fett weg, die Rechten, die Linken, die Grünen, alle anderen erdenklichen politischen Strömungen, Männer, Frauen, Politiker, die Philosophie, Menschen, die sich fürs Klima einsetzen und solche, die es nicht tun – kurz: alles was irgendwie menschlich ist, bekommt eine Klatsche mit der Zynismus-Keule. Bitter, dass sich jede*r irgendwo darin wiederfinden und ans Bein gepinkelt fühlen wird, denn was Autor Einzlkind da zu Papier gebracht hat, piekst und sticht gehörig.

Das war oft amüsant und mir manchmal zu drüber. Die durchgehende Misanthropie wäre dabei noch unterhaltsam, aber leider bleibt der Plot auf der Strecke. Nach der ersten Hälfte, bleibt der bis dahin bekannte Charakter zurück, ein neuer rückt in den Mittelpunkt und man fragt sich, wo man jetzt eigentlich gelandet ist. Am Ende habe ich mich gefragt, was ich da eigentlich gerade gelesen habe. Das hatte ich in dem Ausmaß zuletzt bei Bela B.s „Scharnow“. Wer auf so abgespacete Texte steht, in denen irgendwie alles Kopf steht, dem sei auch „Minsky“ empfohlen.

Millenials sind auch die erste Generation, die so klug ist, den eigenen Körper wie eine biologische Maschine zu behandeln, die gepflegt und gewartet werden muss. Wenn sie sich nur halbwegs so enthusiastisch um den Zustand der Welt gekümmert hätten – wow.

S. 93.