Wir machten uns gegenseitig zu der Art Person, die wir werden wollten, erzeugten die Art Erfahrungen, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie mir wünschte, bis ich sie machte.

S. 189.

Nainoa lebt mit seinen Eltern, seinem Bruder Dean und seiner Schwester Kaui auf Hawaii.
Als er im Alter von sieben Jahren bei einem Familienausflug ins Meer fällt, wird er schnell von Haien umkreist und alle befürchten das Schlimmste. Es kommt jedoch ganz anders als gedacht: keiner der Haie krümmt Nainoa auch nur ein Haar; stattdessen wird er im Maul des größten Tiers zum Boot seiner Familie zurück gebracht.

Ab diesem Moment sind die Eltern sich sicher: Ihr Sohn ist eine Art Wunder und zu etwas Höherem bestimmt. Er wird die Familie retten, denn von sorglosem Wohlstand sind sie weit entfernt und als der Vater seine Arbeit verliert, entwickelt sich das Familienleben zum Überlebenskampf fernab von paradiesischen Touristenstränden der reichen „Haoles“, wie Weiße im Hawaiianischen heißen.

Alle drei Kinder ziehen aufs amerikanische Festland, um es zu etwas zu bringen, doch während der Fokus der Eltern auf Nainoa und seinen besonderen Fähigkeiten liegt, fühlen sich Dean und Kaui zunehmend unsichtbar und auch die Eltern müssen im Laufe der Zeit erkennen, dass die bittere Realität anders aussieht als das göttliche Versprechen, das sie in ihrem Sohn zu erkennen geglaubt hatten. So sehr Nainoa, Dean und Kaui auch versuchen, ihre eigenen Wege zu gehen: etwas zieht sie unaufhaltsam zurück in ihre hawaiianische Heimat. Sind es die alten Götter und deren magische Kräfte oder doch schlicht und ergreifend die Sehnsucht nach zu Hause, nach der elterlichen Geborgenheit?

Der Debütroman des selbst in Hawaii aufgewachsenen Autors Kawai String Washburn verbindet hawaiianische Legenden von Magie und Gottheiten mit einer authentischen Familiengeschichte, die eine Insel zeigt, die so ganz anders ist, als die Bilder, die wir alle zweifelsohne mit Hawaii assoziieren.

Die großartige Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann bringt die verschiedenen Perspektiven und ihre jeweiligen Erzählstimmen dabei hervorragend zur Geltung und muss besonders hervorgehoben werden.

Ich bin ganz und gar in diesen Roman eingetaucht und kann ihn von Herzen allen empfehlen, die eine sommerliche Urlaubslektüre mit einem gewissem literarischen Anspruch suchen; die in fremde Welten entführt und Figuren zeichnet, die man lieben muss.
Erzählt mir doch mal, ob ihr das Buch lesen möchtet!
Ich sende euch sommerliche Grüße aus unserem Planschbecken und bedanke mich herzlich beim @luchterhand_verlag und @nonstop.creating für die tolle Zusammenarbeit.