– Die Periode ist politisch – ihr Ausbleiben auch. –

Sheila de Liz

Dankenswerterweise wird das Tabu rund um die Menstruation in den letzten Jahren immer weiter aufgebrochen. Kluge Aktivist*innen wie @frankafrei machen darauf aufmerksam, dass menstruieren sehr viel mehr ist, als einmal im Monat zu bluten, dass es einhergeht mit Stigmatisierung, verminderter Chancengleichheit, erhöhtem Armutsrisiko und anderen negativen Effekten. So könnte man sich als menstruierende Person auf die Wechseljahre freuen und die Hoffnung hegen, dass all das dann endlich ein Ende hat. Leider falsch gedacht. Miriam Stein zeigt in ihrem Sachbuch Die gereizte Frau, was die Gesellschaft mit unseren höchstpersönlichen Wechseljahren zu tun hat.

Man könnte meinen, dass Hitzewallungen, Schlafstörungen und andere Begleiterscheinungen der Wechseljahre Privatsache der jeweils betroffenen Person wären, die vielleicht noch ihr engeres Umfeld betrifft. Der öffentliche Diskurs um alternde Frauen und ihre Körper ist jedoch bis heute deutlich von patriarchalen Strukturen geprägt, die vor misogynen Klischees und Vorurteilen nur so strotzen.

Frausein im 21. Jahrhundert sollte nichts mehr mit vorgefertigten Körperbildern zu tun haben. Die hyperindividualisierte Gesellschaft braucht keine mehrheitstauglichen Schönheitsideale mehr. Feminin ist, was sich individuell feminin anfühlt.

S. 85.

Stein „testet“ verschiedene Wege, ihre eigenen, durch die Hormonschwankungen verursachten Beschwerden zu behandeln, sie spricht mit einer Heilpraktikerin und der Star-Gynäkologin @drsheiladeliz, betrachtet, wie die Zeit rund um die Menopause in anderen Kulturen gesehen wird, untersucht, warum die Menopause einsam macht und zeigt, wie ein Peng das verhindern kann.

Ich werde in diesem Jahr 33 Jahre alt und habe damit vorraussichtlich noch einige Jahre des Menstruierens vor mir. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass die Gesellschaft bis zu meinen Wechseljahren verstanden hat, dass die Gesundheit und das leibliche Wohl von Frauen mittleren Alters von immenser Bedeutung ist.

Nicht nur, weil sie bis dahin die größte Bevölkerungsgruppe darstellen werden, sondern auch weil die Betroffenen dann, anders als noch vor einigen Jahrzehnten, die Hälfte ihres Lebens noch vor sich haben.
So oder so: Hauptsache ich habe auch dann noch so ein großartiges Peng, das mich trägt!

Die Stigmatisierung des Alterns in der westlichen Kultur ist schlimm genug. Eine alternde Frau ist nicht krank oder gar verrückt. Nicht die Frauen müssen sich ändern, sonder die Welt um sie herum.

S. 127.

Einen klitzekleinen Kritikpunkt zum Schluss:
Das Buch lässt leider außer Acht, dass nicht nur Frauen in die Wechseljahre kommen. Da es sich generell aber sehr an den persönlichen Erfahrungen der Autorin orientiert, ist dieser Umstand meistens nachvollziehbar. An der einen oder anderen Stelle wäre eine Einbeziehung von zum Beispiel trans Männern und nicht binären Personen aber dennoch wünschenswert.


Miriam Stein hat ein längst überfälliges Plädoyer geschrieben, das durch seine subjektiven Erfahrungen, eine Menge Witz und Selbstironie, fundierte Recherchen und breit angelegte Informationen auf ganzer Linie überzeugt. Und ja, spätestens am Ende, als Stein im Epilog einen Toast spricht auf all die Dinge und Momente, die uns und unsere Körper zu dem verdammten Wunder machen, das sie sind, liefen mir die Tränen.

Die Gesellschaft sollte uns zu Füßen liegen, anstatt uns und unsere Körper zu stigmatisieren!
Danke an Miriam Stein für dieses Buch, an @goldmannverlag und das @bloggerportal für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.