Die Hexe […] ist der ‚einzige weibliche Archetyp, der aus sich heraus Macht besitzt. Hausfrau, Schwester, Mutter, Jungfrau, Hure: Diese Archetypen basieren auf Beziehungen zu anderen. Die Hexe dagegen ist eine Frau, die ganz für sich allein steht.‘

S. 84.

In ihrem Buch Hexen. Die unbesiegte Macht der Frauen macht Autorin Mona Chollet „die Hexerei zu einer großen feministischen Metapher und die Hexe zu einem begeisternden Vorbild selbstbestimmter Weiblichkeit“ (Klappentext). Nachdem sie sich in der Einleitung der Geschichte der Hexenverfolgung widmet und erläutert, warum eigenständige und/oder gebildete Frauen ein Dorn im Auge des Patriarchats sind, zeigt Chollet in den folgenden Kapiteln, wie die Geißel der Hexenverfolgung & des mit ihr einhergehenden negativ konnotierten Bildes der Hexe, Frauen bis heute begleitet.

Die Eigenschaften Eigenständigkeit, Kinderlosigkeit und Alter gelten bis heute für Frauen als etwas Schlechtes und werden mit der Klischeehexe assoziiert, denn es sind Eigenschaften, die in einer patriarchale Gesellschaft bei Frauen unerwünscht sind. Warum und wieso? Mona Chollet erläutert es in ihrem Text.

Das abschließende Kapitel, betitelt mit „Die Welt auf den Kopf stellen“, zeigt neben der Benachteiligung von Frauen durch Umweltverschmutzungen und in der Medizin auch Versuche der Befreiung und Alternativen zu bestehenden Systemen auf.

Ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zu lesen, weil ich immer wieder ganz viel sacken lassen musste, weil ich es genossen habe, es Stück für Stück zu erschließen und weil es ganz viel mit mir gemacht hat. „Hexen“ ist in meinen Augen ein feministisches Standardwerk, das in keinem Bücherregal mit diesem Schwerpunkt fehlen sollte.
Spätestens nach der Lektüre ist klar: „Hexe“ ist keine Beleidigung, sondern sollte uns allen als anerkennendes und würdigendes Kompliment gelten und wir sollten auch die Selbstbezeichnung normalisieren, denn Hexesein steht für Schwesternschaft und Solidarität, für Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, für Bildung und Weisheit, für Kampfgeist und Aktivismus und vor allem für jede Menge Liebe für die Erde und die Wesen, die auf ihr leben.
Übersetzt von Birgit Althaler.