Yrvin D. Yalom ist der wohl bekannteste Psychotherapeut der Welt. Vor allem durch seine Bücher (u.a. Und Nietzsche weinte) wurde er auf dem ganzen Globus berühmt. Was ich zuvor nicht wusste: auch seine Frau Marilyn ist eine hochgebildete Autorin: als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin beschäftigte sie sich unter Anderem mit der Kulturgeschichte von Freundinnen und dem Motiv der weiblichen Brust. Nach der Lektüre dieses gemeinsamen Buches sind Marilyn Yaloms Titel allesamt auf meine Wunschliste gewandert…

Doch zurück zum Thema: in Unzertrennlich. Über den Tod und das Leben schreibt das Ehepaar gemeinsam und abwechselnd. Den Entschluss dazu fasst Marilyn, nachdem sie eine niederschmetternde Diagnose erhält: sie ist unheilbar krank. Irvin und Marilyn blicken gemeinsam zurück auf 65 Jahre Ehe und ein bewegtes, gemeinsames Leben. Wie geht man damit um, wenn klar ist, dass ein*e Partner*in einer Beziehung allein zurückbkeibt, weil das Leben endlich ist? Wie verbringt man die verbleibende gemeinsame Zeit? Was macht man mit der Verzweiflung und der Trauer? Wohin damit? Kann oder muss man für den/die andere stark sein oder akzeptiert man es mit einem gewissen Alter vielleicht sogar, dass man sterben wird?

Das Buch muss Yrvin D. Yalom am Ende allein zu Ende schreiben. Auch von seiner Trauer und dem Abschiednehmen erzählt dieses Buch…

In einer Generation, oder wenn ich Glück habe, in zwei Generationen, wird keiner mehr meine Bücher lesen oder an mich denken. […] Dies nicht zu verstehen, die Vergänglichkeit der Existenz nicht zu akzeptieren, bedeutet, in Selbsttäuschung zu leben.

S. 87.

Ganz ehrlich? Mir ist das Buch so viel weniger zu Herzen gegangen, als ich erwartet hatte. Ich fand es sehr repititiv und die Yaloms sind so dermaßen privilegiert (was ihnen gegönnt sei), dass ihre Geschichte zwar sehr persönlich, aber einfach nicht repräsentativ ist.

Es ist kein „bestürzendes Buch über Vergänglichkeit und Abschied“, wie es der Stern behauptete, sondern eine sehr subjektive Geschichte über zwei sehr verliebte, sympathische und wohlhabende alte Akademiker*innen, wie es wohl den wenigsten Menschen vergönnt ist. Das ist gut für sie, aber ich möchte einfach nicht 17 Mal lesen, wie wichtig ihnen Bücher sind und wie traurig es ist, dass sie all die Dickens Erstausgaben vor ihrem Tod weggeben müssen und dass es keinen Sinn mehr macht, den Jaguar länger in der Garage stehen zu haben… Bezaubernd fand ich die Sammlung der Trauergäste an Marilyns Beerdigung, in der sie Dinge zusammengetragen haben, an die sie sich erinnern wollen und was mit Marilyn fehlen wird, denn sie machten klar: es sind die kleinen Dinge, die man für so selbstverständlich hält. Auch habe ich mir, inspiriert durch Marilyn, einen Ex Libris Stempel mit meinem Namen zugelegt, mit dem nun bald jeden Buch in meiner persönlichen ewigen Bibliothek gekennzeichnet wird. So bleibt eines Tages immer doch irgendwie ein bisschen was…