Ich schreibe ausschließlich, um herauszufinden, was ich denke, was ich anschaue, was ich sehe und was das bedeutet. Was ich will und wovor ich mich fürchte.

Was ich meine, S. 67.

Auch ich habe mich im Zuge des #didiondezember mit drei Essay-Bänden der amerikanischen Literatur-Ikone befasst und in dieser Reihenfolge die Titel Was ich meine, Das weiße Album & Slouching towards Bethlehem gelesen, jeweils in der (herausragenden) Übersetzung von Antje Rávik Strubel, erschienen bei @ullsteinbuchverlage .

Die Essays, meistens in den 60er- & 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, selten zu Beginn des neuen Jahrtausends entstanden, bilden einen Querschnitt durch die amerikanische Gesellschaft und Kultur. Didion schreibt über alles, seien es Hippies, Drogenkonsum, John Wayne, das Leben und Sein in Kalifornien oder das Schreiben selbst. Ihre Beobachtungen sind dabei Messerscharf, unglaublich präzise und meistens völlig wertfrei und neutral. Ich verstehe vollkommen, warum ihr Schreiben, mit dem sie zu den Mitbegründer*innen des New Journalism gehört, absolut prägend für das intellektuelle Leben der USA ist, warum sie als „brillante Chronistin ihrer Zeit“ betitelt wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der beschreibende und beobachtende Stil der Texte diverse Längen zur Folge hat und mich einzelne Essays schlicht und ergreifend gelangweilt haben. Das liegt ziemlich sicher vor allem daran, dass ich viele der zeitgeschichtlichen und lokalen Referenzen nicht verstanden habe. Wer das Amerika dieser Zeit genau ergründen möchte, ist sicher nirgendwo besser aufgehoben, als zwischen den Buchdeckeln eines oder mehrerer Didion-Bücher. Ich persönlich habe vor allem ein paar einzelne Zitate ins Herz geschlossen und mich von ihren Texten über das Schreiben selbst inspirieren lassen, diese aber haben mich im Sturm erobert.

Von ihren Essays werde ich vorerst definitiv eine Pause machen, allerdings würde ich in Zukunft gern zu mindestens einem von Didions Romanen greifen. Könnt ihr da etwas besonders empfehlen?

Wird ein Ort dem Auge zugänglich, ist er in bestimmten Hinsichten nicht länger der Fantasie zugänglich.

Was ich meine, S. 37.

Mein einziger Vorteil als Journalistin besteht darin, dass ich von so kleiner Statur bin, so unscheinbar und auf so neurotische Weise um Worte verlegen, dass die Leute anfangen zu vergessen, dass meine Anwesenheit ihren Interessen schaden könnte. Und sie schadet immer. Denn eines sollte man niemals vergessen: Schriftsteller liefern immer jemanden ans Messer.

Slouching towards Bethlehem, S. 15.