Ein Dorf, vielleicht im Mittelalter, vielleicht aber auch nicht. Hier leben neben verschiedenen mal mehr, mal weniger detailliert beschriebenen und irgendwie ominösen Einwohner*innen auch der buckelige und durch eine Vielzahl von Fehlbildungen behinderte Marek und dessen gewalttätiger Vater, der Schafhirte Jude. Als Marek versehentlich seinen Freund, den Sohn des Landvogts Villiam, tötet, soll er an dessen Stelle den Platz des Despotensohnes einnehmen. Hier, im Schloss, kommt er in Kontakt mit der Dienerschaft und muss herausfinden, wie gesellschaftliche Hierarchien künstlich aufrecht erhalten werden und mit welcher Grausamkeit das geschieht…

Ganz ehrlich? Ich habe mich zahllose Male gefragt, was zum Henker ich da eigentlich gerade gelesen habe. Lapvona strotzt nur so vor Körperflüssigkeiten, stinkenden Gerüchen, Absurditäten, Körpern und ihren Öffnungen, Verdauungsvorgängen und Verwesung. Dabei ist der Roman durch eben diese Gegebenheiten auch manchmal irgendwie komisch. Mein Komparatistinnenherz schlug beim Lesen des Romans höher und höher, habe ich mich doch nicht nur in einem Seminar sondern auch sowohl in meiner Bachelor- als auch in meiner Masterarbeit unter anderem mit der literarischen Groteske befasst und was soll ich sagen – mir war, als hätte Moshfegh Bachtins Rabelais und seine Welt, Kaysers Das Groteske und alle anderen einschlägigen Sekundärtexte gelesen, sich dann Rabelais Gargantua und Pantagruel vorgenommen und sich gedacht „Challenge accepted“. Herausgekommen ist ein Lehrstück an karnevalesk grotesker Literatur, das alle, aber auch wirklich ALLE Motive der literarischen Groteske aufgreift und verwurstet – und das zu lesen macht unfassbar viel Freude… Zumindest, wenn man Ich ist.

Ich schwöre, ich habe mir beim Lesen so sehr gewünscht, wieder (oder besser: immernoch) zu studieren, mich mit meinem Mastervater über diesen Text auszutauschen und ihn auseinander zu analysieren, dass es fast ein bisschen weh tat.
So, wie Lapvona zu lesen, denn es ist eklig – und genial.

Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger.
Danke an @hanserberlin für das Rezensionsexemplar.

Habt ihr das Buch gelesen? Wie ist es euch damit ergangen?