denn was ist empathie
wenn sie nur für
gleichgesinnte empfunden wird

S. 77.

Hatice Açıkgöz @alles_interpretationssache teilt in ihrem Buch fancy immigrantin Auszüge ihres Tagebuchs mit uns, in dem sie aus dem Leben als mehrfach marginalisierte Person in Deutschland erzählt.

frau açıkgöz‘ buch ist autobiografisch und ohne ihre mehrfache marginalisierung hätte sie keinen dieser texte schreiben können. ich hab was gelernt. jede menge sogar.

Das gesagt, bin ich dem Wunsch der Autorin nachgekommen, genau das in meine Rezension zu schreiben, es ist aber halt auch einfach die pure Wahrheit.

Hatices Buch war ne krasse Ohrfeige in mein priviligiertes weißes Gesicht und ich bin dafür sehr dankbar. Klar tat es weh, mich daran zu erinnern, dass es auch in unserer Abimottowoche einen Tag zum Thema „Asi“ gab. Klar sind auch wir mit Aldi-Tüten, in Jogginghosen und mit hellblauem Lidschatten in die Schule spaziert, fanden uns megawitzig und haben nicht verstanden, wie asi wir dadurch eigentlich wirklich waren. Aber wie gut und wichtig ist es bitte, dass es Menschen wie Hatice gibt, die uns jetzt einen Spiegel vorhalten, sodass unsere Kinder es einfach besser machen können?

Hab beim Text zu Hanau geheult und reflektiert, warum es gar nicht mal so witzig ist, als „basic“ nachzuäffen, wie andere sprechen, um zu unterstreichen, wie albern das doch klingt. Habe einmal mehr gecheckt, wie ekelhaft es ist, dass Frauen unter dem Deckmantel der Freiheit verboten wird, sich zu kleiden, wie sie möchten und gezeigt bekommen, wie fucking viele Privilegien ich jeden Tag völlig unbewusst genießen darf, weil ich als weiße Person ohne Migrationsgeschichte gelesen werde.

Im Nachwort sind dann alle Dämme gebrochen. Hatice zählt auf zweieinhalb (!) Seiten Namen auf. Sie alle sind Opfer rechtsradikaler Gewalttaten und des kapitalistischen, rassistischen Systems Deutschland. Kauft das. Lest das. Googled die Namen, die ihr nicht kennt. Versteht, dass es keine Einzelfälle sind und niemals waren. Und merkt euch den Namen Hatice Acikgöz.

Untermalt sind die Texte mit wunderbaren Illustrationen von Irem Kurt @meri_tru.
Erschienen bei @wortenundmeer