„[D]u kannst nicht dein ganzes Leben lang durch die Gegend leiden.
Und sterben. Man kann ja nicht einfach dauernd nur sterben, bis man tot ist.“
S. 219

Eva Gruber landet durch nicht ganz eindeutige Umstände in einer psychiatrischen Anstalt. Hier lebt auch ihr schwer essgestörter kleiner Bruder Bernhard. Eigentlich will sie ihn nur retten. Zumindest behauptet sie das. Allerdings behauptet sie auch, eine Kindergartengruppe erschossen zu haben.
Sie ist der festen Überzeugung, dass sie ihren Bruder und sich selbst nur heilen kann, indem sie den Vater töten…

Angela Lehner hat eine bemerkenswerte Protagonistin geschaffen. Eva ist völlig unzuverlässig, frech, dreist, manipulativ und eindeutig psychisch krank. Da sie aus der Ich-Perspektive erzählt, ist man als Leser*in aber dennoch auf ihre unzuverlässigen Berichte angewiesen – und das lässt einen mitunter etwas verzweifeln.
Es ist ein bisschen, wie den Teenagern in einem Horrorfilm dabei zuzusehen, wie sie in den Wald/in den Keller/auf den Dachboden und damit in ihr Verderben laufen und nichts dagegen tun zu können.

Eva bewegte sich mit jeder Seite mehr auf einen Abgrund zu und riss ihren Bruder mit. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr dabei tatenlos zuzusehen und mich absolut hilflos zu fühlen.