„Gedanken sind oft so unkontrollierbar wie die Liebe, die sie auslöst. Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war.“

S. 9.


Paulas Bruder ist gestorben. Tim war erst zehn und sein Herz gehörte der Tiefsee. Er war Abenteurer und Meeresforscher, Fischexperte und Namenerfinder – bis er in einem unbeobachteten Moment im Urlaub im Meer ertrinkt. Paula zieht dieser Verlust in das tiefeste Schwarz, das sie sich vorstellen kann. Die letzten zwei Jahre hat sie hier verbracht, in ihrem persönlichen Marianengraben. Doch dann lernt sie durch einen eigentlich ziemlich verrückten Zufall mitten in der Nacht auf dem Friedhof Helmut kennen, der gerade dabei ist, seine große Liebe Helga auszubuddeln. Aus ebenso ziemlich verrückten Gründen machen sich die beiden gemeinsam auf die Reise in Helmuts und Helgas Heimatdorf, was zu einem irren Roadtrip führt – der Paula Stück für Stück aus dem Marianengraben auftauchen lässt.

Mir hat Jasmin Schreibers Roman gut gefallen. Trauer und Depressionen werden treffend und echt geschildert, emotional aber gleichzeitig sachlich, ohne unnötiger Herumdrückerei auf Tränendrüsen.
Die Skurilität von Paulas Trip mit Helmut und deren beider Verschrobenheit lockert den Ernst der Themen immer mal wieder mit einem Lacher auf. Helmut und Helga haben mich berührt und beeindruckt. Tim hat mir immer mal wieder ein bisschen das Herz gebrochen. Mich hat das Ganze stellenweise an Sarah Kuttners „Kurt“, an anderen Stellen an Mariana Lekys „Was man von hier aus sehen kann“ erinnert. Positiv. Wer die mochte, dem wird auch „Marianengraben“ gefallen.