Innerhalb von 24 habe ich zuletzt Christoph Heins Verwirrnis aufgesogen. Es lächelte mich in der Bibliothek so an und da ich im Studium bereits Der fremde Freund mit Begeisterung gelesen habe, lieh ich es aus – und ich bereue es nicht im Geringsten.

Friedeward Ringeling (was für ein Name) ist ein Kind der Nachkriegszeit. Mit einem sehr strengen und autoritären Vater, einer überfrommen Mutter und zwei Geschwistern wächst er in einem kleinen Ort in Thüringen auf. Wann immer er sich dazu genötigt sieht, züchtigt sein Vater, Pius Ringeling, seine Kinder mit einem Siebenstriemer und auch sonst ist klar, wer zu Hause das Sagen hat. Als eines Tagen Wolfgang in Friedewards Klasse kommt, entsteht zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft, aus der sich nach und nach und ganz vorsichtig mehr entwickelt. Nicht nur das Elternhaus duldet eine derartige Beziehung nicht: auch juristisch und gesellschaftlich begeben sich die Beiden in große Gefahr.
Wie ihre Liebe in einem zerrissenen Land versucht, gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen, wie aus einem geteilten Deutschland wieder ein ganzes wird und wie Friedeward mit den Erlebnissen seiner Kindheit ein Leben lang umzugehen versucht, erzählt Christoph Hein in diesem großartigen Roman!

Mit einer wunderbaren und gleichzeitig nüchternen Sprache, schafft Hein durch die Geschichte von „Friedl“ und „Wölfchen“ gleichzeitig eine Chronik der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. Dabei taucht er herrlich tief in die Psyche seiner Protagonisten ein und schafft absolut authentische Charaktere, deren Leben man zu teilen und zu begleiten meint. Ich bin ganz hin und weg und sehr traurig, dass ich mich nun von ihnen verabschieden muss.
Lesen! Große Liebe meinerseits!