Hat es mir Spaß gemacht, Der goldene Handschuh von Heinz Strunk zu lesen? Nein. Wirklich nicht. Was nicht heißt, dass ich es schlecht fand, aber die Beschreibungen des Milieus rund um die Kneipe auf St. Pauli waren derart detailliert und authentisch, dass mir einfach manchmal wirklich schlecht wurde.

Erwartet habe ich eine literarische Verarbeitung der Taten des Serienmörders Fritz Honka, dessen Fall ich bereits aus verschiedenen Perspektiven gehört und gelesen habe. Bekommen habe ich eine Milieustudie, die gespickt war mit äußerst bildhaften Beschreibungen von Körperflüssigkeiten, sexuellem Missbrauch, Gewalt, Mysogynie und exzessiver Alkoholsucht. Die Umgebungen und Gerüche, in denen die Protagonist*innen leben und sich aufhalten, waren dabei so unmissverständlich und explizit ausgeführt, dass ich nicht nur einmal würgen musste. Die Erzählung über die eigentlichen Morde rückt dabei in den Hintergrund und Honkas Tötungsdelikte erscheinen neben den Lebensumständen der Menschen und seinen alltäglichen „Taten“ beinahe weniger abstoßend.

Der Autor verwebt neben Honkas Geschichte auch zwei weitere Erzälstränge in den Text rund um den goldenen Handschuh. Hierbei muss ich gestehen, dass ich mir den Sinn dahinter nicht unbedingt erschließen konnte, außer um die Milieugrenzen aufzubrechen.

Das eigentlich Schlimme und verstörende ist das Wissen, dass die Leben nicht weniger Menschen aus allen sozialen Schichten wirklich so aussehen wie hier beschrieben. Leben, in denen ein Schmiersuff auf den nächsten folgt und alles andere irgendwie egal ist. Unterhaltend ist das wahrlich nicht, aber auch definitiv keine schlechte Literatur, denn auch hier gilt: Literatur ist dazu da, um uns fremde Welten aufzuzeigen, Lebensrealitäten, die nicht unsere eigenen sind – und das ist Heinz Strunk zweifelsohne gelungen.