Seit kurz vor meinem 30. Geburtstag habe ich das Bedürfnis, mein Leben komplett neu zu sortieren. Seit knapp 1,5 Jahren räume, verkaufe, verschenke und miste also so vor mich hin.

Christof Herrmann stellt in Das Minimalismus-Projekt 52 Ideen und Anregungen vor, die diesen Prozess begleiten können. Was mache ich zum Beispiel, wenn mein*e Partner*in nicht minimalistisch leben möchte? Wie kann ich mit Kindern einen minimalistischen Lebensstil verfolgen? Wie kann ich einfacher reisen, einfacher essen oder nach dem großen Ausmisten verhindern, dass sich neuer Krempel ansammelt?
Tatsächlich waren einige der Ideen sehr inspirierend für mich, so werden mein Sohn und ich zukünftig sicher häufiger mal Spiele nur mit Stift und Papier in Angriff nehmen. Auch die „Mathom-Geschenkekiste“ ist eine prima Idee. Die 52 Kapitel werde ich mir nun im Laufe des Jahres nach und nach noch einmal genauer anschauen und je nachdem, ob sie für mich (noch) Sinn ergeben auch umsetzen.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die sich wiederholende Selbstdarstellung des Autors. Ich muss nicht drei Mal lesen, dass es für ihn sehr befreiend war, „aus dem Hamsterrad auszubrechen“ und ich habe auch nach dem ersten mal verstanden, dass es toll war, diese und jene Fernwanderung zu unternehmen und als freier Autor leben zu können. Spätestens nach dem dritten mal, konnte ich mir ein kleines Augenrollen leider nicht verkneifen. Das führt auch umgehend zu Kritikpunkt nr. 2: schön, dass es für ihn geklappt hat. Die Möglichkeit, den ungeliebten Job hinzuschmeißen, alles stehen und liegen zu lassen und ein Jahr lang unterwegs zu sein, um danach als freier Autor seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, beruht aber schlicht und ergreifend auf jeder Menge Privilegien, die in diesem Buch an keiner Stelle Erwähnung finden. Den Rat des Autors, dass es jeder*m überlassen ist, die eigene Berufung zu finden und zu leben, halte ich in einem System, wie dem unseren für anmaßend und selbstgefällig.

Dennoch habe ich dem Buch eine Menge Anregungen entnehmen können und es hat meinen ganz persönlichen Prozess bereichert.
Wie steht ihr zu Minimalismus? Habt ihr andere Buchempfehlungen und Tipps zum Thema?