Seit über 30 Jahren sind Rahel und Peter ein Paar, fast genau so lange verheiratet und sie haben zwei erwachsene Kinder.
Eigentlich lieben sie sich auch noch, aber irgendwie ist es nun mal doch nicht mehr so wie früher und während Rahel sich nach Peters Berührungen sehnt, möchte er lieber im eigenen Zimmer schlafen und geht auf Abstand. Kurz vor ihrem Urlaub bekommen sie die Nachricht, dass die gebuchte Ferienwohnung abgebrannt ist und als sei das nicht genug, meldet sich auch noch Ruth, die Kindheitsfreundin von Rahels Mutter, deren innig geliebter Mann einen Schlaganfall erlitten hat. Also verbringen Rahel und Peter ihren Urlaub auf dem Hof von Ruth, während diese ihren Mann in der Reha begleitet. Stück für Stück gehen die beiden dort mal aufeinander zu und dann wieder ein wenig auseinander. Zwischen Besuchen der Kinder und der Suche nach Rahels unbekanntem Vater versuchen sie herauszufinden, was sie noch beieinander hält und ob sie immer noch miteinander alt werden möchten.

Nach „Die Liebe im Ernstfall“ waren meine Erwartungen an Daniela Kriens neuen Roman hoch. Zwar las er sich flüssig und angenehm, konnte mich aber dennoch nicht wirklich überzeugen.
Die Tatsache, dass Rahel Psychologin sein soll, erschien mir nicht glaubwürdig, die Figuren und ihre Beziehungen zueinander wirkten, als hätte man ihnen Schablonen überstülpen wollen.
Die komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung, deren Problematik darin liegt, dass die Mutter ihren Sohn (der natürlich bei der Bundeswehr ist…) irgendwie „anders“ liebt und der Topos vom unbekannten Vater, der ja doch vielleicht irgendwie näher ist als man denkt; der schrullige Literaturprofessor, der besser mit Büchern kann, als mit Menschen – all das hätte ich nicht zum x-ten Mal lesen müssen.
Auch sprachlich bleibt „Der Brand“ meiner Meinung nach hinter „Die Liebe im Ernstfall“ zurück. Dabei hätte dieses Buch thematisch so viel gekonnt, denn die dahinsiechende Beziehung zwischen der 49-jährigen Protagonistin und ihrem 55 Jahre alten Mann hätte den Roman ganz wunderbar tragen können, hätte man sie nur gelassen, hätte man sie nur auserzählt.

Dafür hätte es auch keine einohrige Katze gebraucht, die am Ende mit zwei Pfoten über die Kitschgrenze tapst.
Das tatsächliche Alter der Protagonistin und ihres Mannes musste ich mir übrigens wiederholt ins Gedächtnis rufen, denn sie wirkten im Fließtext auf mich jeweils locker 20 Jahre älter.


Ich möchte „Der Brand“ gar nicht schlecht reden. Hätte ich den Vorgängerroman nicht gelesen, hätte mir dieses Buch wahrscheinlich besser gefallen und es hat mich auch gut unterhalten und bei der Stange gehalten.
Solltet ihr vorgehabt haben, es zu lesen, tut das, denn die 270 Seiten sind flott weggeatmet und einen Fehler begeht ihr damit nun wirklich nicht. Neben den Highlights, die ich zuletzt gelesen habe, hatte Frau Krien es diesmal vielleicht einfach etwas schwer bei mir…