Ich wünsche mir, dass du nicht durch die Welt gehst im Glauben, du müsstest eine vermeintliche Leere in dir mit dem Fleisch eines anderen Menschen ausfüllen. Auch deshalb erzähle ich diese Geschichte.

S. 193.

Joan wurde viel zu oft und viel zu lange schlecht behandelt. Von Männern. Der, den sie liebt, liebt sie nicht. Sie muss mit ansehen, wie sich ein anderer das Leben nimmt. Sie wird missbraucht. Sie wird ignoriert. Sie wird benutzt. Am Tiefpunkt ihres Lebens begibt sie sich auf die Suche nach Alice, der einen Frau, mit deren Hilfe sie ihre Vergangenheit endlich zu bewältigen hofft. Alice hört Joan zu, aber erzählt auch von ihren eigenen Erlebnissen. Die Erniedrigung, die Wut kocht immer mehr in Joan hoch. Sie will kein Opfer mehr sein – um jeden Preis. Also wird sie selbst zur Täterin…

Wir haben keine Ahnung, wie viel schlimmer es wird. Das ist das größte Geschenk im Leben.

S. 109.

Als mir ein Rezensionsexemplar von Lisa Taddeos „Animal“, aus dem amerikanischen Englischen von Anne-Kristin Mittag zugesagt wurde, wollte ich aus Monk-Gründen erst den Debütroman „Three Women“ der Autorin lesen. Da dieser mich sehr begeistert hat (siehe letzte Rezi) waren die Erwartungen an Animal hoch. Und doch lässt mich dieses Buch so zwiegespalten zurück, wie lange keines mehr. So interessant die Figuren und deren einzelne Geschichten waren, so hanebüchen, absurd und konstruiert wirkte auf mich der Plot. So gut beobachtet ich die verschiedenen angeschnittenen Themen fand, so sehr habe ich mich (wie bereits bei „Three Women“) über Verallgemeinerungen á la „Frauen sind so und so“ und „Männer denken das oder jenes“ geärgert. So gut beschrieben die Emotionen und psychischen Hintergründe der Ich-Erzählerin sind, so wenig konnte ich dennoch ihr Handeln nachvollziehen.

Ich habe „Animal“ trotz Längen im Mittelteil und dem unrealistisch wirkenden Plot gern gelesen, weil ich unbedingt alle Hintergründe erfahren wollte. Ich habe enormen Redebedarf. Wer spricht mit mir über diesen Text?

Die Welt hatte mich glauben machen wollen, dass es immer die Frauen sind, die den Verstand verlieren. Dabei ist es schlicht der Schmerz der Frauen, der sich als Wahnsinn offenbart.

S. 398.