Riva ist ein Star. Sie ist die wohl bekannteste Hochhausspringerin der Welt, mit Millionen Fans, die jeden ihrer Schritte verfolgen. Aber Riva will nicht mehr. Sie will nicht mehr springen, sie will nicht mehr transparent sein, sie will ausbrechen. Also rebelliert sie, indem sie sich komplett verweigert.
Hitomi, eine junge Psychotherapeutin, wird beauftragt, Riva wieder zur Vernunft zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie endlich wieder das tut, wofür die Sponsoren bezahlen: springen. Um ihr Ziel zu erreichen, ist Hitomi jedes Mittel recht, denn wenn sie scheitert, droht ihr die Verbannung in die Peripherien, wo all jene landen, die nicht so funktionieren, wie das System es von ihnen verlangt und wo Menschen mit ihren Biofamilien zusammenleben wie in grauer Vorzeit.

Julia von Lucadou hat mit „Die Hochhausspringerin“ eine Welt erschaffen, in der nichts wichtiger ist, als zu funktionieren und in der Anpassungsfähigkeit die ultimative Eigenschaft ist, um erfolgreich zu sein – eine Welt, die beim Lesen erschreckend viele Gemeinsamkeiten mit jener offenbart, in der wir bereits leben.

Der Roman hat mich vor allem dadurch beeindruckt, das er es schafft, ganz klar zu vermitteln, was ausgedrückt werden soll, ohne jemals holzhammermäßig daher zu kommen. Als Leser*in wird man sehr unmittelbar in die Romanwelt gestoßen. Es wird nicht viel drumrum erklärt, man ist einfach direkt mittendrin. Dadurch habe ich persönlich etwas gebraucht, um mich zurecht zu finden, es ließ das Ganze aber auch authentisch wirken und machte die Geschehnisse unmittelbar.

Ich wollte die Protagonist*innen so gern an den Schultern packen und schütteln, wollte ihnen ins Gesicht schreien, dass sie aufhören sollen, zu tun, was sie tun, dass sie sich quer stellen, camusmäßig rebellieren und etwas verändern sollen. Der Mensch in der Revolte und so… Und es passiert ja auch. Ein klein wenig und im Stillen bildet sich auch Widerstand.
Dennoch ist die Konsequenz mit der Kapitalismus hier zu Ende gedacht wird und was dies für das Menschenbild bedeutet, schwer zu ertragen und tut weh – insbesondere, wenn einem bewusst wird, dass der Weg dorthin nicht mehr weit ist.