Ertappt.
Wenn man mich fragen würde, wie ich mich nach der Lektüre von Leif Randts Allegro Pastell fühle, ist das erste Wort, das mir einfällt: ertappt. Nicht, weil ich mich so sehr mit den Protagonist*innen identifizieren würde, aber weil der Autor diese Generation Y, zu der ich ja nun mal auch gehöre, außerordentlich gut beobachtet und ihre (hier zugegebenermaßen irgendwie ausschließlich) negativ wirkenden Eigenschaften gesammelt zu haben scheint, um seinen Figuren Leben einzuhauchen – und damit trifft er einfach den Nagel auf den Kopf.

Jerome wohnt in Hessen, Tanja in Berlin. Die beiden führen eine Fernbeziehung, was super praktisch ist, weil man einfach immer nur gute Zeiten zusammen erlebt, ohne jemals Verantwortung für den Anderen übernehmen zu müssen. Die beiden treffen sich, gehen auf Partys, haben Sex und leben dann bis zum nächsten Treffen in zwei völlig verschiedenen Welten. Was erstmal super erscheint, ist aber irgendwann doch nicht mehr problemlos genug…

Ich gebe zu, der Plot klingt erstmal nicht so, als könne er einen ganzen Roman tragen. Das muss er aber auch nicht, denn das übernehmen die Figuren für ihn. Randt entwirft sie so authentisch, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie exakt so irgendwo herumliefen oder mir schon begegnet sind. Er schafft es, mit ihnen den Finger sehr tief in die Wunden dieser Generation zu drücken und sie manchmal auch zu belächeln, aber ohne dabei jemals auf sie hinabzublicken oder sie auszulachen und dieses Kunststück, dieser Balanceakt, ist ihm beeindruckend gut gelungen. Ich werde „Allegro Pastell“ noch einmal lesen müssen, um die Dichte der Anspielungen besser zu durchschauen und ich werde es wahnsinnig gern tun!

Ganz nebenbei ist dieses Buch vielleicht das optisch schönste, das ich bisher in Händen gehalten habe und auch hier wird deutlich, wie gut wir durchschaut wurden.
„Generation Y als Zielguppe? Wir machen was mit geometrischen Formen, ein bisschen Glitzer, aber nicht zu viel, Pastellfarben und irgendwas mit Rosègold.“
Okay. You got me, @kiwi_verlag ! Dass es unmöglich ist, das Ding gut zu fotografieren und „instagrammable“ zu machen, war doch auch Absicht! Chapeau!
Ganz große Leseempfehlung!