Mein letztes Buch im April, das mir durch einen Riesenglücksgriff am Bücherschrank begegnet ist, war „Tante Martl“ der Autorin Ursula März. Der Roman erzählt die Geschichte einer jüngsten von drei Schwestern, die in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts geboren wurde. Bereits ihre Geburt ist für den Vater eine einzige Enttäuschung, hatte er doch gehofft, wenigstens beim dritten Kind den lang ersehnten männlichen Stammhalter zu bekommen.
Man kommt nicht umhin, in der Erzählerin die Autorin zu vermuten, heißt sie doch „Ursi“. Ursi erzählt vom Leben und Sterben ihrer Tante, davon, wie Familie und Herkunft unser Sein prägt, von kleinen Versuchen der Auflehnung und vor allem davon, wie wenig wir oft über die wissen, die uns unser ganzes Leben lang begleiten.
Die Erzählerin erkennt:

„Ohne es benennen zu können, ahnte ich, dass man ein Leben zwischen verschiedenen Räumen führen kann, deren Verbindungstüren für andere verschlossen bleiben.“

S. 119


Besonders liebenswürdig macht das Buch neben der einfühlsamen und liebevollen Sprache der herrliche Pfälzer Dialekt von Martl, die ich beim Lesen quasi hören konnte.

Ich habe mich in Martl verliebt. Ich habe jetzt das Gefühl, sie gekannt zu haben und ich kann mir keine schönere Liebeserklärung vorstellen, als die, die die Autorin Martl mit diesem Denkmal geschenkt hat.
Ich bin überglücklich, diesen Roman in die Finger bekommen zu haben und kann ihn allen empfehlen, die gerne zwischenmenschliche Beziehungen und familiäre Strukturen unter die Lupe nehmen.