Zusammen mit @lesestress habe ich mich dem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman Triceratops von Stephan Roiss gewidmet.

Ein namenloser Erzähler spricht von sich nicht als „ich“ sondern als „wir“, denn er ist nicht nur Kind und später Teenager und junger Mann. Er trägt auch ein bisschen Drache bzw. Triceratops in sich. Die Mutter ist psychisch krank, der Vater bevorzugt es, sich aus dem Leben der Kinder und der Frau herauszuhalten, die große Schwester bietet auch keinen Halt, denn sie ist zu sehr damit beschäftigt, so zu tun als wäre alles in Ordnung. Während die Tante an einen Familienfluch glaubt, umschifft die Großmutter gekonnt Erinnerungen an die eigene Vergangenheit. Das Wir-Kind braucht in dieser Konstellation den gepanzerten Triceratops, um das Leben aushalten zu können. Wenn es nicht mehr anders geht, stellt es sich vor, wie ihm die dicke Haut, die Hörner und das Nackenschild des Dinosauriers wachsen.

Fragmentarisch erzählt Triceratops eine vollkommen neue, düstere Version von Coming-of-Age, die sich unter anderem in mysteriösen Waldhütten und besetzten Punkbutzen abspielt.
Die Erzählweise, die wie wild durch nicht näher definierte Zeitfenster springt, macht das Lesen intensiv, die Protagonist*innen aber auch wenig greifbar. Es bleiben am Ende mehr Fragen unbeantwortet, mehr angeschnittene Geschichten offen, als beantwortet und beendet werden. Wie im wahren Leben…

Besonders hervorzuheben ist die Buch- und Covergestaltung, die absolut gelungen ist. Allein weil das Cover so hübsch ist, ärgere ich mich gerade nicht zu Tode, weil ich den Schutzumschlag verschludert habe, auch wenn der schuppig ist und schimmert(!).

Ehrlich gesagt wollte ich es nur lesen, weil ich durch mein Kind eine ziemliche Dinosauriermacke habe und wissen wollte, warum das Buch so heißt. Umso positiver haben mich die Sprache und die Metaebenen überrascht, von denen das Buch lebt, sodass eine Auszeichnung mit dem Buchpreis durchaus verdient wäre.
Es bleibt zu hoffen, dass jedes Kind, das einen braucht, auch einen persönlichen Triceratops findet…