Als the „Notorious RBG“ vor kurzem verstarb, wusste ich zwar, dass da eine von den Guten gegangen ist, eine, die viel erreicht und kluge Dinge gesagt hat, aber wofür genau Ruth Bader Ginsburg stand, wusste ich nicht. Klar, sie hat sich für die Gleichheit der Geschlechter vor dem Gesetz eingesetzt und hielt absolut nichts von Trump (soweit, so sympathisch), aber das trifft ja nun mal auf eine Menge Leute zu. Also nahm ich mir dieses Buch vor, das 300 Aussagen der kultigen Surpreme-Court-Richterin versammelt.

Was sie erreicht hat, als Kind ihrer Zeit, als Jüdin, als Frau und junge Mutter, die gleich dreifach durch Vorurteile belastet war, ist erstaunlich und beeindruckend. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Gerechtigkeit und ihr konsequentes Festhalten an ihren Überzeugungen, kann uns allen zum Vorbild gereichen! Dennoch (und Achtung, ich jammere jetzt auf hohem Niveau): Ihre Aussagen gehen mir persönlich teilweise schlicht und ergreifend nicht weit genug! Viele der hier versammelten Statements waren sicher zu jener Zeit eine Neuerung, standen für einen Fortschritt im Denken der Gesellschaft und das möchte ich auch um Himmelswillen nicht klein reden, aber ich dachte beim Lesen sehr oft: „Ja gut, aber das ist doch selbstverständlich!“. Eieiei, falls ich noch einen Beweis dafür brauchte, was ich doch für ein verdammt privilegiertes Wesen bin, dann ist er hiermit erbracht! Lasst uns alle Frau Ginsburg huldigen und hoffen und zu allen Göttern beten, dass sich da drüben irgendwie doch noch alles zum Guten wendet, auch wenn ich nicht weiß, wie das ohne die Instanz, die diese Frau war, noch gehen soll!

In finsteren Zeiten und in einer repressiven Gesellschaft sollte unsere Menschlichkeit uns stets gemahnen, nicht auf unsere Schwächen zu schauen, sondern uns auf unsere Stärken zu besinnen – darauf, dass wir uns an Moral und Anstand festhalten müssen, damit wir niemals im Dienste politischer Führer Gesetze erlassen oder Verordnungen befolgen, die anderen ihre Menschlichkeit, ihre menschliche Würde, absprechen.

4. Mai 1995. S. 22.

Sorgenvoll erinnern wie uns daran, dass Hitlers Europa, sein Holocaust-Reich, nicht gesetzlos war. Nein, es war ein Reich vieler Gesetze; Gesetze befolgt und angewendet von gebildeten Menschen – Lehrern, Anwälten und Richtern – , die Unterdrückung, Knechtschaft und Massenmord erst ermöglichten. Wir alle sind uns einig darin, wenn wir sagen: ‚Nie wieder‘ – nicht nur zum größten Unrechtsregime in der Geschichte Europas, sondern auch zu einer Welt, in der anständige Menschen, Frauen und Männer, in den USA wie anderswo, die Verbrechen der Nazis mit eigenen Augen gesehen oder von ihnen gewusst haben, und sie doch geschehen ließen.

22. April 2004, S. 23.

Vorurteile, ob nun bewusster oder unbewusster Natur, sind Ausdruck gewohnter und unreflektierter Gedankenmuster und tragen dazu bei, Barrieren aufrechtzuerhalten, die fallen müssen, wenn Chancengkeichheit und Nichtdiskriminierung in diesem Land jemals wirklich Gesetz und Gepflogenheit werden sollen.

12. Juni 1995, S. 34.